Spielbericht vom 18.8.2004

Autor: Walter

am Tisch: Günther, Hans, Peter, Walter & Wilhelm

auf dem Tisch: Mamma Mia Grande, Bluff


Autor Uwe Rosenberg
Verlag Abacus Spiele
erschienen 2004
Spielerzahl 2 - 8
Spielzeit 45 Minuten

Sole Mio & Mamma Mia Grande

Nein, es handelt sich hier keineswegs um "meine Großmutter", wie man mit flüchtigem Italienisch herauslesen könnte, sondern um "Mamma Mia" im Großformat, d.h. um eine nach Karten und Regeln erweiterte Fassung eines bereits existierenden und bewährten Kartenspiels.

Spielziel ist es, durch geschicktes Ziehen und Ablegen von Karten am Ende die meisten "Bestellungen" erfüllt zu haben. Eine Karte vom Typ "Bestellung" ist erfüllt, wenn alle auf ihr abgebildeten "Zutaten" - das ist die zweite Art von Karten, die im Spiel verwendet werden - vorhanden sind. Hier könnte man fast von einem Quartett-Mechanismus sprechen, wenn die Wege zum Ziel nicht so völlig verschieden wären: Es geht nicht darum, die notwendigen Karten in seine private Kartenhand aufzunehmen und damit dem öffentlichen Kreislauf zu entziehen. Ganz im Gegenteil, jeder muß die von ihm benötigten Zutaten auf den öffentlichen Stapel offen abwerfen und somit allen anderen Spielern verfügbar machen. Nur durch eine rechtzeitig zusätzlich abgelegte Bestellungskarte kann man Anspruch auf die darunterliegenden Zutatenkarten anmelden.

Am Ende eines Durchgangs wird der dicke öffentliche Ablagestapel ausgewertet. Alle Karten werden in der Reihenfolge ihrer Ablage aufgedeckt: Alle Zutatenkarten werden auf dem Tisch kumuliert. Wenn eine Bestellungskarte auftaucht, wird überprüft, ob alle dazu benötigten Zutaten vorliegen. Falls ja, dann darf der Spieler seine Bestellkarte aufnehmen und erhält dafür einen Siegpunkt. Gleichzeitig werden alle aufgeführten Zutatenkarten vom Tisch entfernt. Falls nein, dann ist die Bestellkarte verloren und die Auswertung des öffentlichen Ablagestapels geht weiter.

Ganz so hart wie hier beschrieben sind die Erfüllungsbedingungen aber nicht. Wenn eine Bestellungskarte aufgedeckt wird und nicht alle Zutaten liegen bereits auf dem Tisch, dann kann ein Spieler:

  1. von den Restkarten in seiner Hand die fehlenden Zutaten beisteuern. Falls er sie hat. Damit gilt eine Bestellung als erfüllt.

  2. reihum die Mitspieler nach einer ganz bestimmten Kombination von Zutaten fragen. Wenn jemand bereit ist, diese beizusteuern, so gilt die Bestellung ebenfalls als erfüllt. Auch der helfende Mitspieler bekommt zum Dank einen Siegpunkt und gibt eine seiner noch nicht erfüllten Bestellungen ab.

Als wesentliche Neuerungen der Großen Mutter gegenüber ihrer Kleinen Tochter sind zu nennen:

  1. Es gibt mehr und neuartige Bestellungen, so daß die auf dem offenen Stapel abgelegten Zutatenkarten vielfältiger ausgenutzt werden können.

  2. Es gibt Zutaten mit doppelten Mengenangaben, die neue Kombinationen von Bestellungen erlauben und zusätzlich etwas Tempo in die Erfüllung bringen.

  3. Es gibt einen Bestellungstyp, mit dem man "Straßen" bauen kann, d.h. von diesem Kartentyp kann man beliebig viele gleichzeitig ausspielen (oder in der Auswertephase dazulegen), und jede Karte vermindert die insgesamt benötigten Zutaten um eine Einheit. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein Spieler damit gleich 3-4 Bestellungen erfüllen und dafür die entsprechenden Siegpunkte kassieren kann.

  4. Die neue Regel mit dem Helfen bei der Auswertung habe ich oben schon erwähnt. Dadurch steigt die Erfolgsrate beim Erfüllen und es gibt mehr Chancen, seine Kartenhand für das Endspiel zu pflegen.
  5. Insgesamt bietet die Großmutter immer noch eine Hoffnung, einen Plan, eine Überraschung, einen Coup mehr als ihre Tochter. Und mehr Erfolgserlebnisse vermittelt sie auch. Selbst wenn am Ende natürlich nur einer gewonnen hat und alle anderen - so oder so - abgeschlagen enden.

"Mamma Mia Grande" ist eine gelungene Mischung aus Memory, Planung, Improvisation, Chaos und Glück. Nicht alles auf dem offenen Stapel läßt sich merken oder berechnen, ein "Rainman" kann weder in die Hände mit den Restkarten schauen, noch die Fähigkeiten und den guten Willen beim Helfen vorausahnen. So gehört eine gute Portion Gefühl und Augenmaß zum Erfolg. Gerade richtig für eine abendlich-nächtliche Runde unter aufgeschlossenen Ragazze e Ragazzi. Und eine spritzige Großmutter darf auch dabei sein.

Das Spiel wird auf der "Spiel 2004" in Essen vorgestellt und Günthers langjähriger Freund Wilhelm, der den Prototyp dabei hatte, nutzte einen Besuch bei uns, um es mit uns zu spielen. Abacus wird es unter dem Namen "Sole Mio" herausbringen. Es kann sowohl selbständig als auch gemeinsam mit dem bekannten Kartenset von Mamma Mia - so wie hier beschrieben - als "Mamma Mia Grande" gespielt werden.

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Bluff

Kennt Ihr schon die Warmduscher-Regel beim Bluff? Wilhelm machte uns damit vertraut: Wenn die Anzahl aufgedeckter Würfel genau der vorgegebenen Anzahl entspricht und jeder einen Würfel abgeben müßte, dann bleiben nach der Warmduscher-Regel alle Armhälse davon verschont, die nur noch einen einzigen Würfel besitzen.

Als harte Männer haben wir natürlich von vorneherein auf diese Gnade verzichtet. Prompt sind Hans, Peter und ich auf einen Schlag untergegangen und haben Günther und Wilhelm das Endspiel überlassen müssen.

©2004, Walter Sorger