22.11.2006: Reine Männerrunden und gemischtes Doppel

Yspahan machte es möglich: Jeder wollte dabeisein und schon 6 Tage vor dem Countdown waren alle WPG-Plätze vergeben und die Mannschaften für zwei getrennte Spielorte benannt. Am Westpark kam eine reine Männerrunde zustammen, in Schwabing trafen sich zwei Pärchen zum Flotten Vierer.
Bei den Männern wurden lediglich Brettspiele absolviert. Hier die Zusammenfassung.
1. “Yspahan”
Ein neues Super-Spiel von Ystari Games, die sich zu einem Garant für höchste Spielansprüche gemausert haben. Auch in “Yspahan” ist alles stimmig, ausbalanciert, vom Konzept her intelligent und von der spielerischen Reife einfach beste Klasse. Es gibt keine Schwächen, nicht einmal vom Ansatz her:
Schon allein der Würfelmechanismus, mit dem die Spieler ihre zulässigen Aktionen auswürfeln, ist äußerst geistreich. Mit diesem Element wird das spielerische, lockere Element in das ansonsten streng planbare Spielgeschehen hineingebracht. Wer gewinnt, war zweifelsfrei der Beste, wer verliert, hat schlichtweg Pech gehabt.
Viele verschiedene Strategien bieten sich an; welche davon zum Sieg führt, wird Peter nicht einmal in seiner Rezension verraten: Ladenbesitzer, Kamelhändler, Geldwechsler, Architekt, Würfel-Statistiker oder Glücksritter, für alle diese Charaktere gibt es Betätigungsfelder mit Umsätzen auf der Siegpunktskala.
Bei jedem Detail der Spielregel kann man ins Schwärmen kommen: so durchdacht und spieltheoretisch perfekt ist das Konzept, Note Eins mit Stern! Kleines Beispiel: Drei Wochen a 7 Tage sind zu absolvieren, mit jeweils wechselndem Startspieler. Das macht 21 Runden, und wenn 4 Mitspieler dabei sind, dann ist jeder genau 5 mal Startspieler. Da bleibt noch eine Runde übrig. Wenn jetzt nochmal der Startspieler in normalen Modus wechseln würde, wäre der erste bevorzugt und alle anderen benachteiligt. Doch “Yspahan” hat auch für diesen Konflikt eine geniale Lösung gefunden: In dieser Überschußrunde wird die Startspielerrolle nach einem total anderen Modus vergeben, die Spieler ziehen hier in der umgekehrten Reihenfolge ihrer aktuellen Spielposition. Wer bisher am meisten Pech hatte, darf sein Glück noch einmal versuchen. Ist das keine göttliche Erfinderweisheit!
WPG-Wertung: Aaron: 9 (keine 10, weil schon aus WPG-Prinzip eine Differenz zu “1830” sichtbar sein muß), Günther: 9 (Denken mit Spaß), Walter: 9 (hat sich von anfänglich 10 Punkten runterargumentieren lassen), Wolfgang: 9 (konstruktiver Glücksfaktor)
Peter hat schon eine Rezension geschrieben, Aaron muß sie nur noch freigeben.
2. “Säulen der Erde”
War standardmäßig als zweites Spiel vorgesehen, schließlich sollten alle WPGler noch eine Kostprobe von unserem nächsten “Spiel des Monats” abkriegen. Doch zur vorgerückten Zeit scheuten wir die Dreiviertelstunde Regelerklärung. Wird wohl das nächstes Mal bei freier Liebe auf den Tisch kommen.
Peter wird eine Rezension schreiben.
3. “Vegas Showdown”
Die Spieler bieten um Gebäude rund um die Casino-Szenerie: Spieltische, Hotels, Restaurants, Büffets, Parks und ähnliches. Die Gebäude bringen pro Runde neues Geld ein, sie ziehen Publikum an oder werden sofort in Siegpunkte umgesetzt. Am Ende wirft die Qualtität des ersteigerten Gebäude-Ensemble noch mal einige Siegpunkte ab.
Der Auktionsmechanismus läuft ganz flott ab, wobei hierzu auch das funktional gut durchgestilte Spielmaterial viel beiträgt. Ein paar wohldosierte Zufallsereignisse fördern die unterhaltende Spielstimmung.
WPG-Wertung: Aaron: 6 (nur! obwohl er gewonnen hat), Günther: 8 (hält es für ein Spiel-des-Monats-Kandidaten), Walter: 7 (hübsch und stimmig, aber doch nur ein Auktionsspiel), Wolfgang: 8 (leicht und locker)
Wolfgang schreibt eine Rezension.
4. “Bluff”
Im Endspiel mit einem gegen Walters zwei Würfel hatte Günther eine 2 gewürfelt und fing mit 1 mal die Fünf an. Mit 2/3 Wahrscheinlichkeit hatte er damit einen von Walters Würfeln richtig geraten. Doch Walter hatte nur eine Eins und eine Drei geworfen und zweifelte an. Damit war’s das auch schon.
Hier sieht man mal wieder die Stärke der “Immer-4-Strategie”. Wenn Günther eine 4 vorgegeben hätte, hätte Walter auch noch eine plausible Chance zum Erhöhen bzw. zum Nachwürfeln sehen – und damit verlieren – können.
Was wäre aber gewesen, wenn Günther ganz brav 1 mal die Eins vorgelegt hätte? Auch dieses Trivial-Problem ist spieltheoretisch noch nicht entschlüsselt. Mini-Mäxchen, es gibt noch viel zu tun!
Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.

8 Gedanken zu „22.11.2006: Reine Männerrunden und gemischtes Doppel“

  1. 1. Anmerkung

    In unserer Yspahan-Packung waren 10 statt 9 weiße Würfel, was erst Moritz nach 2 vollen Runden merkte. Tja, tja, taktische Variante :-)

    2. Anmerkung

    “in Schwabing” Nein, in der Maxvorstadt.

    Schwabing: Alte, gewachsende Ortschaft mit krummen Straßen.
    Maxvorstadt: Planmäßig angelegt, Schachbrett-Straßennetz.

    In der Maxvorstadt gibt's LMU, TU und FH, in Schwabing das Gisela-Gymnasium (okay, okay, auch das Max-Gymnasium). In der Maxvorstadt gibt's die Pinakotheken, die Königsplatz-Museen, die paläontologische Staatssammlung und diverse andere, in Schwabing kannst du Asado und Roxy besuchen.

  2. Hallo Günther,
    mit Deiner “1 mal die Fünf”-Vorgabe im gestrigen Bluff-Endspiel hast Du keineswegs mit einer 2/3-Mehrheit ins Schwarze getroffen, sondern nur mit einer verschwindenden 14-prozentigen Minderheit! Um damit zu punkten (nicht mal mit 100% Sicherheit), hätte ich mit 2 Würfel nämlich nicht mindestens eine Fünf oder einen Stern geworfen haben müssen, sondern genau eine Fünf und keinen Stern! Und dafür ist dann die Wahrscheinlichkeit gerade mal 5/35. Claro?
    Deine demonstrative Anti-Immer-4-Haltung ist mal wieder wunderschön ins Abseits geführt worden!

  3. [quote] sondern genau eine Fünf und keinen Stern! Und dafür ist dann die Wahrscheinlichkeit gerade mal 5/35. Claro?
    [/quote]

    Versteh' ich nicht. Würfel 1 zeigt “5”, 1 Möglichkeit. Würfel 2 zeigt “alles außer 5 und Stern”, macht 4 Möglichkeiten. 1*4*2 macht 8. 8 durch 6*6=36 ist 0,22, also 22%. Oder steh' ich hier komplett auf der Leitung? Aber ganz davon abgesehen:

    Zweitens ignorieren hier alle Beteiligten, dass das Spiel B-L-U-F-F heißt. Am Anfang geht das Ganze perfekt über die Stochastik, am Schluss ist da nur noch Nervenkrieg. All diese kombinatorischen Spielereien funktionieren doch nur ohne Annahme von Bluffen! (Andersherum: Sie funktionieren AUSSCHLIEßLICH bei Walter, weil der immer 4 legt, unabhängig von dem, was er wirklich gewürfelt hat).

  4. Hi Peter, bei Deinen Zahlen hast hast Du natürlich recht: es gibt zu den genau 2 ersten Würfeln je 4 gute zweite Würfel und damit insgesamt 8 gute Kombinationen und die Gesamtwahrscheinlichkeit liegt bei 22%. (Woher ich auf meine 5 gekommen bin, kann ich schon jetzt nicht mehr nachvollziehen.
    Zum B L U F F : Unsere ganzen Zahlen-Diskussionen gehen doch ständig darum, welche Würfelzahl soll ich im Endspiel vorlegen. Theoretisch. Und ohne all das vorhergegangene und noch folgende psychologische Drumherum zu beachten. Bei einer eigenen gewürfelten Zwei und zwei unbekannten gnerischen Würfeln liefert die Vorgabe “1 mal die Fünf” halt keine, wie behauptet, gute 4/6-tel Trefferquote, sondern die deutlich schlechtere 8/36, und scheidet damit in meinen Augen als “konstante Vorgabe” für eine erste Näherungslösung absolut aus. Dann lieber schon die Vier als Vorgabe. (???) Das war meine Botschaft.

  5. Ich bin nicht sicher, dass ich dir folgen kann.
    Aber: Unabhängig von aller Blöfferei hat der eine Spieler mit mindestens 22% gewonnen. Das heißt ja nicht, dass er mit 78% verloren hat!

    Also:

    – Falls W genau eine Fünf hat, hat G gewonnen (22%).
    Soweit so gut.

    – Falls W genau einen Stern hat, und keine Fünf: Dann kann Günther immer noch gewinnen, denn die Vorgabe ist ja richtig! Legst du auf einen Stern, kann Günther versuchen, deine höchste Zahl zu erraten. Alles nicht schlecht. Bluffelement.

    – Falls W weder Fünf noch Stern hat, aber zwei gleiche Würfel, muss er sich überlegen, ob er aufdeckt oder erhöht. Bluffelement.

    – Falls W weder Fünf noch Stern hat, und auch keine zwei gleichen, dann MUSS er aufdecken, weil er nicht erhöhen kann.
    Also: 4*3/36, 33%

    Bei der Ausgangslage von G gewinnt G mit der Vorgabe “5” mit 22%; zu 33% gewinnt W (was ja okay ist, W hat ja mehr Würfel); zu 45% hängt es in der Psychologie.

    Jetzt lassen wir G mal “4” vorgeben.

    – G gewinnt, wenn W genau eine 4 hat (22%).
    – W gewinnt sicher, wenn er aufdecken muss; das der Fall, wenn W weder 4 noch 5 noch Stern noch 2 gleiche hat; also 3*2/36, also 17%
    – der Rest ist Psychologie.

    Wir halten fest. Ob G 4 oder 5 vorlegt, ändert am sicheren Sieg mit 22% nix. Aber es wandern 5 Prozentpunkte vom sicheren Sieg Walters zur Psychologie. Das würde für Walters merkwürdige 4er Theorie sprechen. (“da kann der andere noch mal hochdrehen”)

    Andererseits würde das auch bedeuten, dass man die niedrigste Zahl legen sollte, die man selbst nicht hat und die mindestens 3 ist :-) (Alle anderen Faktoren gleich!)

    Die entscheidende Frage ist aber, wie die Psychologie-Prozentpunkte verteilt sind. Wer kann sie 'eher' einstreichen? Darüber können diese kombinatorischen Spielereien nix aussagen. Bluff im Endspiel ist ein Psycho-Spiel, kein Stochastik-Spiel, wie im Anfang.

    Wer bei Bluff gewinnen will, muss wissen, wann der Umstiegspunkt erreicht ist. Und er muss soviel bluffen und nicht bluffen, um unkalkulierbar zu sein!

  6. Hm. Ein Fehler. Wenn W weder Fünf noch Stern hat, und auch keine zwei gleichen, muss er natürlich NICHT aufdecken. Er kann auch drauf spekulieren, dass G blufft und einfach einen der beiden Würfelwerte, den er hat, als 2x markieren. (G könnte ja auch einen Stern haben).

    Also vergesst die obigen Darlegungen. Bluff entzieht sich dem Vulgär-Kombinatoriker.

  7. Hallo ihr Statistiker,

    vermutlich sind alle Behauptungen oben falsch – inklusive der 2/3 Geschichte; nichtsdestotrotz habe ich mit 1×5 mit mehr als 50% Wahrscheinlichkeit die Wahrheit gesagt und damit vorerst nicht verloren. Bei einer Erhöhung von Walter kann ich noch reagieren …
    Aber weder 1×5 noch 1×4 ist hier wohl optimal … wohl eher 2x”mein Würfel” ? Egal – ich bin zu müde für sowas heute abend.
    Aber eines wollen wir mal klarstellen:
    Die “Immer 4” Strategie von Walter ist zwar ein running Gag, aber im Heads Up mit einem Würfel mit Sicherheit nicht optimal – was mathematisch exakt an anderer Stelle bewiesen wurde — q.e.d.
    Mit Psychologie hat das auch nur dann was zu tun, wenn ich beim Walter den Puls messe oder seine Schweißperlen auf der Stirn zähle. Ansonsten ist das ganze rein mathematisch berechenbar und auch der Bluff ist hier exakt beschreibbar !
    So, jetzt könnt ihr weiter rechnen ….

  8. Daß die BLUFF-Runde nach dem ersten Wurf bereits entschieden ist, wird keiner behaupten wollen. Daß wir hier in bezug auf die tausend Wenns und Abers alle noch ziemlich am Anfang stehen, ist auch unbestritten.
    Weiterhin bekenne ich hier ein für alle mal, daß Günther klipp und klar bewiesen hat, daß die “Immer-4-Strategie” falsch ist und er hat sogar eine bessere Strategie dagegengesetzt.
    Doch ganz unabhängig davon bleibt für mich diese Strategie, wie Günther so treffend formuliert hat, ein “running gag”, und ich kann mich jedesmal diebisch freuen, wenn sie sich in konkreten Fällen als besser herausstellt, als die von anderen gewählte, insbesondere als die von Günther konsequent verfochtene “Anti-Immer-4-Strategie”.
    [glowred]Und das tut sie (fast) immer![/glowred]

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