22.08.2007: Abend mit Absackern

Was ist ein “Absacker“? Nach Wikipedia wird damit das letzte Getränk bezeichnet, das gegen Ende einer gemütlichen Runde als Ritual zum Auseinandergehen getrunken wird. Es soll einfach die gute Stimmung der Begegnung bekräftigt und in den Abschied hinübergerettet werden.
Bei Google findet man neunzigtausend Einträge zu “Absacker”, LEO hingegen kennt das Wort noch nicht, doch immerhin findet sich eine stimmige Englisch-Übersetzung bei ODGE: “One for the road“. Jetzt ist klar, was es heißt, wenn wir tief in der Nacht noch mal ein “Bluff” hervorholen. Auch wenn die “road” in München meist mit “U-Bahn” zu übersetzen ist.
Nach der zweiwöchigen Urlaubspause taten sich die 5 Westparker schwer mit der Spieleauswahl. “Ursuppe” (Basisversion) geht nur zu viert. “El Grande” und “El Cabalero” sind schon ziemlich in die Jahre gekommen, selbst bei den hochdotierten “Fürsten von Florenz” wurden die Nasen gerümpft. Aarons Mitbrinsel “Canalmania” fiel immerhin nur knapp mit 2:3 Stimmen durch. Peters Favorit “Die Erben von Hoax” wurden von Hans so entschieden abgelehnt, daß es erst gar nicht zur Abstimmung kam. Wir brauchten unbedingt einen Absacker zum Aufwärmen. Die glänzenden Augen von Peter und Loredana gaben den Ausschlag für:
1. “Zoff im Zoo”
Ein Spiel zum Absacken, zum Aufwärmen und für ganze lange Spielnächte. Im ersten Vorspiel wollte sich Aaron an Schätzchen Loredana ranmachen, doch nicht der Erste und der Letzte (, sowie der Zweite und der Vorletzte) bilden eine Koalition, sondern der Erste mit dem Vorletzten. So durfte Walter statt Aaron den Peter machen und Hans war der neutrale Dritte.
Kreuz und quer wurden Mücken zu Elefanten geschlagen, Krokodile von Mäusen gefressen und Haie zu kleinen Fischen mutiert. (Oder umgekehrt.) Der “Zoff” ist ein lustiges Kartenspiel um die chaotisch berechenbare Freßreihenfolge im Reich der Tiere. Peter und Loredana sind zweifellos unsere Experten, was das Berechenbare betrifft, Walter beharrt dagegen auf dem Chaos und hat noch kein rechtes Bild vom relativen Wert der einzelnen Karten. Er vermißt die göttliche Klarheit des göttlichen Bridge.
Nach dem zweiten Spiel kann Peter wenigstens nicht mehr behaupten, Walters Ressentiment läge daran, daß er immer verliert.
Keine neue WPG-Wertung für ein mit durchschnittlich über 8 Punkten hoch bewertetes Spiel.
2. “Die Erben von Hoax”
Hansens Einspruch gegen das Spiel wurde mit 4:1 abgeschmettert. Peter durfte noch mal genüßlich die Spielregeln für das (fast) wohlbekannte Spiel vortragen. Wir spielten gewissenhaft unsere verdeckten Rollen als Händler, Bauer und Dieb, als Baron und Richter, als Mönch und Magier. Wir handelten, ernteten und klauten, wir klagten an und verurteilten, gewährten Ablaß und ließen uns imunisieren. Zäh sammelten wir die Siegpunkte auf unseren Konten.
“Hoax” ging früher schon mal flotter über die Bühne. Diesmal entstanden die Lacher mehr aus Peters spielbegleitenden Erzählungen über Meilenkonten bei der Lufthansa und über seltsame Bonusprogramme von Banken, mit denen die Meilenkonten gefüllt werden, obwohl keine Euros fließen und keine Meilen geflogen werden. Vielleicht war das sogar der Grund, warum ein richtiger Spielfluß erst gar nicht entstand. Jedenfalls hatten nach 40 Minuten (einschließlich Regelwiederholung) die Besten gerade erst ein Viertel der notwendigen Siegpunkte zusammen und wir verzichteten zugunsten eines unverwüstlichen Absackers auf den Rest der hoaxialen Zauberei.
WPG-Wertung: Aaron: 6, Hans: 6, Loredana: 6, Peter: 7, Walter: 5.
Das ist quer durch die Bank ein ganzer Punkte weniger als bisher. Entweder das spielerische Einrosten im Urlaub oder die Lufthansa-Meilen müssen daran schuld sein.
3. “Bluff”
Über eine Stunde lang durfte sich Peter noch an unserem Standard-Absacker erlaben. Einmal stand er mit 3 gegen Walters 5 Würfel im Endspiel. Er hatte 2 Vierer und eine Fünf geworfen und ging mit seiner Vorgabe aufs Ganze: 4 mal die Zwei! Walter hatte leider keine einzige Zwei unter seinem Becher. Das war es dann auch.
Im nächsten Spiel verlor Aaron gleich zu Beginn alle 5 (in Worten: sechs!) Würfel, als er nach zwei geblufften Vorgaben von Hans und Peter mit einem weiteren Bluff Walter aus den Angeln heben wollte. Der hatte leider auch keine von den inzwischen bei 9 angelangten Dreiern.
Das restliche Bluff-a-Quadre konnte Peter für sich entscheiden und gab das Statement ab: “Wer Bonusprogramme versteht, der kommt auch mit Bluff zurecht.” Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung blieb offen, schließlich konnte reihum fast jeder mal den Sieg davontragen. Doch eine andere psychologische Bluff-Wahrheit gewinnt immer mehr Zustimmung:
[glowred]”Wer schon zu Beginn unter Durchschnitt setzt, blufft!”[/glowred]