05.09.2007: Bereicherung mit alten Camelots

Ziemlich genervt kam Moritz von der Uraufführung seiner Oper “Freax” aus Bonn zurück. Sein bis dahin bestes Werk hatte vom Publikum eine überaus freundliche Zustimmung erhalten, doch die Nebenerscheinungen bei der gescheiterten Zusammenarbeit mit Schlingensief waren mehr als aufreibend. Moritz wollte keinen Kommentar dazu abgeben, er wollte nur noch spielen! Brettspiele!
Dafür sind die Westpark-Gamers natürlich bestens geeignet. Nach Peters schriftlichem Zeugnis gilt “dennoch und ohne Übertreibung: Westpark hat Top Prio. Eine bessere und gemütlichere Spielrunde kenne ich nicht und habe ich nicht erlebt.” – Das ist zweifellos das Gegenteil von Netzbeschmutzung!
1. “Schatten über Camelot”
Der Kampf aller Guten gegen den einzigen Bösen.
In Camelot ziehen die Spieler reihum weiße Karten, mit denen sie die Machtposition der Guten stärken. Haben sie genügend Kampfkraft gehortet, ziehen sie aus, um die “Quests” gegen das Böse zu bestehen. Das Böse gewinnt in jeder Runde an Boden, und die Guten haben nur bei guter Koordination ihrer Mittel und durch Aufopferung einzelner Leben und Machtpunkte eine Chance, am Ende zu obsiegen.
Die Guten gewinnen gemeinsam, keiner von ihnen kann sich als Einzelkämpfer profilieren. Insofern ist “Camelot” ein echtes Kooperationsspiel, und zwar eines von der besseren Sorte. Die Entscheidung steht ständig auf der Kippe und wer sich mit dem Gral, mit Excalibur und ähnlichen Accessoires identifiziert, findet den Kampf auf Messers Scheide richtig spannend. Wer allerdings danach strebt, das Spielfeld als einziger Sieger zu verlassen, der muß hoffen, vom Schicksal die Rolle des Bösen zugeschustert zu bekommen. Wenn dann gewinnt, hat alleine gewonnen.
WPG-Wertung: Gegenüber ihrer bisherigen mäßigen Wertung haben Günther und Walter je einen Punkt zugelegt, Moritz bleibt bei seinen 8, Birgit fand es ebenfalls 8 Punkte wert, und Wolfgang liegt mit 7 Punkten noch knapp über dem Schnitt.
Moritz hat noch keine Rezension geschrieben.
2. “Modern Arts”
Auktionen um Künstler und ihre Werke. Wer am Ende den beste Riecher für die Entwcklung von Kunstrichtungen und erzielbare Preise hatte, wird Sieger.
Außergewöhnlich kurze Runden kennzeichneten diesmal den Ablauf. In der ersten Wertung waren nur Krypto und Christin P. in den Handel gekommen, in der zweiten Wertung auch noch Lite Metal. Yoko und Karl Gitter blieben bis zum Ende im Magazin. Offensichtlich haben sich da zu viele Mitspieler verspekuliert und sind dann auf ihren Kunstschätzen sitzen geblieben.
Christin P. konnte auch die dritte und vierte Wertung für sich entscheiden und brachte es am Ende auf 100 Dollar pro Stück. Wer sich hier engagiert hatte, wurde Sieger. Günther war es nicht, aber als der Sieger am Ende befriedigt seine 500 Eier in die Schachtel zurücklegte, konnte er dessen Euphorie dämpfen: “So hoch ist der Abstand gar nicht!” – Immerhin waren es noch fast 7 Prozent!
Keine neue WPG-Wertung. Birgit hielt sich zurück. Diese Art von Spielen liegt ihr nicht und sie wollte den WPG-Durchschnitt nicht vermasseln.
3. “Kunst-Box”
Es war erst halb Elf und viel zu früh für ein “Bluff”. Moritz schlug deshalb gleich noch ein weiteres Spiel um Gemälde vor: “Kunst Box”. Auf die kritischen Fragen, wie lange das Spiel dauert, konnte er beruhigen: “Solange ihr wollt!”. Es werden einzelne Gemälde unabhängig voneinander präsentiert; jede Präsentation dauert ca. 20 Minuten, und die Spieldauer ergibt sich aus der Anzahl der vorgestellten Bilder!
Eigentlich ist es kein Spiel, sondern eine Art Quiz für Kunstkenner und solche, die vorgeben, es zu sein. Das jeweils zu präsentierende Gemälde ist zu Beginn von Plättchen zudeckt und der aktive Spieler darf jeweils ein Plättchen entfernen, so daß die Einzelheiten peut a peut sichtbar werden. Dann darf er eine Behauptung zur Eigenschaften des Gemäldes aufstellen, z.B. von welchem Künstler es ist, wann dieser geboren wurde, welches Motiv es darstellt, aus welcher Epoche es stammt, ob Einzelteile des Gemäldes gefälscht sind und dergleichen. Die behaupteten Eigenschaften muß der aktive Spieler frei aus seinem Kunstverständnis schöpfen, und wer einen Niederländer nicht von einem italienischen Renaissancemaler unterscheiden kann, hat schon mal schlechte Karten.
Wer von den nicht-aktiven Mitspielern der Behauptung des aktiven Spielers glaubt, gibt ihm einen Chip aus der Bank. Am Ende bekommen sie selbst für die richtige Antwort auch einen Chip. Wer nicht glaubt, gibt keinen Chip und bekommt am Ende auch nichts. Wer am Schluß die meisten Chips einnehmen konnte, ist Sieger.
Dieses Chip-Verteil-Prinzip hat Moritz entweder nicht richtig vorgelesen, oder es ist einfach unausgegoren. Warum sollte ich dem aktiven Spieler freiwillig einen Chip gegen, wenn ich am Ende höchstenfalls ebenfalls nur einen Chip bekomme? Schon aus Prinzip gab niemand keinem keinen Chip. So setzen sich schließlich die Kenner von “Öl auf Leinwand” gegen die Scharlatane mit “Öl auf Holz” durch. Die Kunstbanausen entschieden sich einstimmig, die bunte Kunst links liegen zu lassen.
WPG-Wertung: Birgit: 2, Günther: 3, Moritz: 5 (Künstler!), Walter: 3, Wolfgang: 5 (Kunstkenner!)
4. “Verflixxt!”
Es war nicht viel Zeit vergangen, für ein richtiges Vor-Absacker-Spiel war immer noch Zeit.
“Verflixxt!” in der Basisversion ohne Fisimatenten kam da gerade recht, um die spielerische Stimmung wieder auf Vordermann zu bringen.
Ein Würfelspiel ohne jeden Fehl und Tadel. Der Glücksfaktor liegt sicherlich in der Nähe von 1, doch wo er genau liegt, darüber können die Experten noch streiten. Der Spaßfaktor liegt zweifellos bei 100%. Als alter Backgammonese konnte Moritz das Spiel für sich entscheiden, Birgit mit ihren Vorlieben für strategische Adventure-Games kam immerhin auf den zweiten Platz.
Keine neue WPG-Wertung für ein ehemaliges “Spiel des Monats” vom Westpark.
5. “Bluff”
Nichts Neues im Westen, doch Moritz ergriff schnell die Gelegenheit, seine überaus geschätzen Fähigkeiten, Spiele zu erklären, beim Neuling Birgit unter Beweis zu stellen.
Apropos Birgit: Für alle Westparker, die neugierig sind. Sie war eine Bereicherung!