Hans Rudolf Frey (*25.6.1963 †14.5.2014)

Unser langjähriger Mitspieler und lieber Freund Hans verstarb am 14. Mai 2014, wenige Wochen vor seinem 51. Geburtstag. Wenn das ein viel zu früher Tod ist, so gewinnt dieser seine besondere Tragik dadurch, dass Hans rund die Hälfte seines Lebens von einer schweren Autoimmunerkrankung gequält wurde. Sie machte ihm viele Dinge unmöglich, die für die meisten von uns selbstverständlich sind.

Bis Mitte 20 hatte Hans ein normales Leben, studierte Physik, bereiste Südamerika, arbeitete bei einem Hersteller von Lernsoftware. Die dann einsetzende Colitis Ulcerosa bedeutete häufige Klinikaufenthalte und schwere Operationen, ferner Phasen großer körperlicher Schwäche.

Wir kannten Hans seit den späten 90er Jahren, als er sozusagen Gründungsmitglied der "klassischen" Westparkgamers wurde. Hans war einer von den wirklich intelligenten Menschen, die ich kennen gelernt habe; als Spieler jemand, dessen Manöver man niemals aus dem Blick verlieren durfte. Seine Klugheit war gepaart mit großer Besonnenheit, die stets höchst willkommen war, wenn gelegentlich am Westpark aufgrund unterschiedlicher Regelinterpretationen die Stimmung hochkochte.

Neujahrsspielen (1. Januar 2004)

Seine gut zehn Jahre am Westpark waren immer wieder unterbrochen von Krankheitsphasen. Ich bewundere Hans weiterhin für seine mentale Stärke, denn geklagt hat er nie. Wenn Walters Einladungsmail kam, passierte es eben, dass Hans zurück schrieb, er müsse bald wieder in die Klink und falle deswegen die nächsten Wochen und Monate aus. Dass sich sein Zustand zuvor verschlechtert hatte, ließ er sich niemals anmerken.

Nicht nur die Leidenschaft fürs Spielen verband mich mit Hans. Ich erinnere mich mit großer Wehmut an viele gelehrte Diskussionen, in denen er, der Physiker, naturwissenschaftliche Phänomene für mich herunterbrach, wir Kopenhagener Deutung versus Viele-Welten erörterten, über die Entstehung komplexer organischer Moleküle, also den Anbeginn des Lebens, philosophierten, die verschiedenen Arten und Ausbreitungsmechanismen von Krebs besprachen. Ich wüsste nicht, wen ich heute anrufen sollte, um solche Gespräche zu führen.

Hans' Sommerfest (18. Juli 2004)

Hans war ein Kämpfer. Vor jeder schweren Operation war er sicher, dass es ihm danach besser gehen würde, eine jede ging er nicht verzagt an, sondern mit großem Optimismus und ungeheurem Lebenswillen. Lange Jahre war er so krank, dass er gar nicht arbeiten konnte, aber in der zweiten Hälfte der 2000er, als es ihm besser ging, bildete er sich mit mehr als 40 Jahren zum Medizinphysiker weiter und wirkte dann im Krankenhaus bei der Bestrahlung von Tumoren mit. Dadurch hatte Hans weniger Zeit zum Spielen, denn einerseits hatte er oft Schicht, andererseits, wie er nicht selten schrieb, kostete ihm die Arbeit so viel Kraft, dass er für die Freizeit weniger Energie hatte. Doch auch hier: Feststellung, nicht Klage.

Beim Ys-Spielen (2. Dezember 2009)

Das letzte Mal, dass Hans regelmäßig am Westpark war, war im Juli 2010. Dreimal nahm er danach noch an Spielabenden Teil, zweimal Ende September und schließlich ein letztes Mal Mitte Oktober 2010. Dann schrieb er, dass es ihm schlechter gehe und er vorerst nicht mehr kommen könne. Im Dezember zog er nach Weilheim um: Dort hatte er im Krankenhaus eine feste Anstellung gefunden, und konnte sich damit auch endlich eine schöne Wohnung leisten.

Hans' vorletzter Besuch am Westpark (29. September 2010)

Seine Euphorie wurde noch größer, als sich für ihn eine Spenderleber fand, denn die schwere Medikamentation hatte im Lauf der Jahre seine Leber ruiniert. Er war sicher, dass nach dieser Transplantation seine letzten Beschränkungen entfallen würden und er endlich ein halbwegs normales Leben würde führen können.

Die Transplantation geschah im März 2011, erfolgreich, doch bald traten schwere Probleme auf. Nicht mit dem neuen Organ, sondern mit Hans' Gehirn. Eine andere, sehr seltene Autoimmunkrankheit begann, Teile seines Gehirns zu zerstören. Hans wurde zum Schwerstpflegefall. Nach einer Abfolge von Aufenthalten in verschiedenen Krankenhäusern und Heimen war Burghausen die letzte Station, wo er drei Jahre später verstarb.

Hans (18. Februar 2004)

Lieber Hans, wann immer sich Walter ohne Widerspruch die roten Steine sichern kann, wann immer ein anderer dir Konkurrenz macht und wegen übermäßiger Bedenkzeit ermahnt wird, wann immer die Chips aus Walters nie versiegendem Vorrat nachgefüllt werden müssen - ich werde an dich denken.

Was soll man nur schreiben angesichts der Endgültigkeit des Todes? Vielleicht so etwas: Das an sich schöne Spiel leidet an einem übermäßigen Glückselement, das bereits in früheren Spielphasen einzelne Spieler massiv in Nachteil bringen kann. Sauberes Planen bleibt gleichwohl weiter unerlässlich und wird auch belohnt. Die Asymmetrien hinsichtlich der Ausgangspositionen und die unberechenbaren Zufälle geben zwar dem Spiel seinen einzigartigen Reiz, können es einem aber auch mitunter recht vergällen. Um den Schluss einer Spielrezension zu zitieren, die Hans einst schrieb: "Unbefriedigend? Ich sage dazu: C'est la vie!"

Peter Riedlberger



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