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rezensiert von Walter Sorger
Die Basisversion "Verflixxt!" vom letzten Jahr hat es bis in die Auswahlliste zum "Spiel der Jahres" geschafft; ich hätte ihm sogar den Sieg gegönnt. 2 bis 6 Spieler müssen ihre je drei Pöppel einmal um das Spielfeld herumwürfeln und dabei möglicht viele siegpunktträchtige Spielfeld-Hexagons einheimsen. Ein Hexagon bekommt man, wenn man mit seinem Pöppel ein Spielfeld verlässt, auf dem es als einziger steht. Es gibt Hexagons mit Pluspunkten und welche mit Minuspunkten. Stellt man seinen Pöppel auf ein Plusfeld, so bleibt man nicht lange alleine: bevor man in seinem nächsten Zug das Spielfeld wieder verlassen und die Pluspunkte an sich nehmen kann, hat sich bestimmt ein Mitspieler dazugesellt, der einem diese leichte Beute nicht gönnt. Jetzt heißt es die Sache aussitzen; keiner geht freiwillig als Erster weg.
Setzt man hingegen seinen Pöppel auf ein Minusfeld, so bleibt man wohl bis zum Sankt-Nimmerleinstag alleine dort. Bevor man das tut, muss man sich also reiflich überlegen, wie gut die Chancen stehen, seinen Pöppel von dort wieder wegzubekommen, ohne dafür die vorgesehenen Strafpunkte kassieren zu müssen. Doch wenn alle anderen Pöppel im Ziel sind, hat man keine Wahl und muss auch hier wieder wegziehen. Dann bleibt einem nichts anderes übrig als die dicksten Minusfelder selbst zu kassieren und die allerdicksten Plusfelder den Konkurrenten zu überlassen.
In welcher Reihenfolge man seine Pöppel zieht, wann man mit der Wurst nach dem Schinken werfen sollte, und wann man das kleineres Übel wählen muss, um ein späteres größeres Übel zu vermeiden, darin liegt der Reiz dieses Würfelspiels. Die Gesamtvision, wie sich der Spielablauf entwickeln wird, an welcher Stelle noch was zu holen ist und wo die Entscheidung schon gefallen ist, dies ist bei "Verflixxt!" ganz ähnlich wie bei der Multisim-Variante von Backgammon. Wer dieses strenge Zweipersonenspiel liebt, wird auch an dem lockeren Mehrpersonenspiel große Freude haben.
Den verdienten Erfolg von "Verflixxt!" hat Ravensburger jetzt mit einer ersten Erweiterung namens "Verflixxt nochmal!" zu verlängern versucht. Hier die Neuerungen.
Ein Freiheitsgrad mehr für jeden Spielzug, eine Möglichkeit mehr, seine Phantasie zu
entfalten und Spielverläufe zu antizipieren. Vor allem kann ein abwartend taktierender Spieler hier
seine hohen Würfelwürfe investieren um später seine Pöppel von hinten her das Spielfeld aufrollen
lassen.
Mit den Wurmchips wird der Negativeffekt der Minusfelder nahezu aufgehoben, denn über
die Vergünstigungen eines Wurmchips kann man sich problemlos ein mittleres Plusfeld an Land ziehen.
Schön für den aktiven Spieler. Doch den nachsehenden Mitspielern wird damit ein gewaltiger Strich
durch die Rechnung gemacht. Ihre strategisch hinten gehaltenen Pöppel können unversehens nach vorne
geschnellt werden und lukrative Spielfelder mit fast sicherer Gewinnerwartung können ohne jede
Möglichkeit der Gegenwehr an die Konkurrenz fallen.
Für seine
Minuspunkte ist man nicht mehr selbst verantwortlich, sondern der böse Nachbar kann einem jederzeit
und ungestraft solche unerwünschten Kuckuckseier ins Nest legen. Besonders schlimm ist es dann,
Nein "Verflixxt nochmal!" ist kein böses Spiel, ganz im Gegenteil, es ist ein lustiges Würfelspiel für die ganze Familie. Sicherlich lustiger und überraschender als ein "Mensch-ärgere-dich-nicht!". Es enthält jede Menge Schadenfreude und dazu noch eine Menge Vorfreude auf die Schadenfreude. Doch seinen strategischen Charakter hat es total verloren. Mir kommt es vor, als habe ein Zuckerbäcker ein absolut gelungenes Lebkuchenrezept mit neuen Gewürzen für einen ganz neuen Absatzmarkt variiert: Ein bisschen Chilli, ein bisschen Cayenne, ein bisschen Paprika… ! Manche mögen's scharf.
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