Besprechung drucken Titicaca

Titicaca

Verlag: Cwali

Autor: Corné van Moorsel

Tester: Peter Riedlberger

getestete Ausgabe: Essen, 2001

Das Spiel: Titicaca ist ein Spiel der Déjà-vus: Vom Auspacken des Materials bis zum Ende der Nachdiskussion fielen beständig Details auf, die frappant an bereits Bekanntes erinnerten. So ließ das Spielmaterial - hexagonale Landschaftsfelder und Holzhäuschen - rechtes Siedler-Feeling aufkommen. Bei einer ersten Durchsicht der Regeln endeten diese Parallelitäten indes schlagartig: Titicaca ist ein Spiel von kniziahafter Abstraktheit.

Titicaca Feld

Der Spielablauf ist ungefähr wie folgt: In der Hex-Landschaft sind 15 Sonderfelder ("Seen") eingestreut, die den 15 Spielrunden entsprechen. In jeder Spielrunde werden die Anrainerhexe dieser Sonderfelder versteigert. Der Spieler bieten geheim (dieser Mechanismus erinnert an zu viele Spiele) mit der Spielwährung ("Waffen"). Der Höchstbieter darf als erstes sein Feld aussuchen und mit einem seiner Marker ("Siedlung") versehen, dann der zweite usw., bis alle Felder weg sind. Die grundlegende Mechanik von Titcaca besteht darin, dass mehrere Felder unter bestimmten Voraussetzungen zu Reichen zusammenwachsen können, in denen mehrere Spieler koexistieren (heftige "Euphrat & Tigris"-Assoziationen). Der größte Teil der Siegpunkte, die man sich in Titicaca verdienen kann, stammt aus zwei Berechnungsprinzipien: 1. Es gibt fünf verschiedene Sorten von Hexen ("Landschaften"). Für jede Sorte Hex pro Reich werden so viele Punkte ausgeschüttet, wie Reich insgesamt Felder hat. Je größer ein Reich wird, desto wichtiger wird es also, daran beteiligt zu sein, weil die ausgeschütteten Punkte für alle beteiligten Parteien hoch werden (nicht beteiligt zu sein, ist so frustrierend wie in "Kardinal & König" nicht in einem Land vertreten zu sein). 2. Zusätzlich bekommt derjenige mit den meisten Markern pro Land einen Sonderbonus, der recht hoch werden kann. Man kann bestimmte Bonus-Counter als Tie-Breaker platzieren, die man aber nur wieder auf die Hand bekommt, wenn abgerechnet wird. Hier sind Irrtümer möglich: Z. B. erwartet man, dass ein Feld zu einem Reich hinzuwächst, das in Runde 5 abgerechnet würde. Das findet nicht statt, der Counter bleibt fixiert liegen, wie ein unglücklich platzierter Räuber bei Carcassonne.

Abgerechnet wird nach Runde 5 und Runde 10 nur an den Anrainerreichen dieser Seen, in Runde 15 dagegen alles. Will heißen: In der Endwertung werden rund die Hälfte aller Punkte vergeben (man denke etwa an "Java"). Übrigens gibt es auch noch Punkte für die längste "Straße" (Kette von Siedlungen), womit wir wieder ringkompositorisch bei Siedler wären.

Spieldauer: Die Regeln sind in etwa 25 Minuten erklärt; die Spieldauer liegt zwischen 60 und 90 Minuten.

Ähnliche Spiele: Java, Die Siedler von Catan, Euphrat und Tigris, El Caballero, Carcassonne

Kommentar der Westpark Gamers: Unsere Eindrücke waren gemischt. Moritz und Aaron wiesen darauf hin, dass Titicaca ein frustrierendes Element mit 1830 gemein hat: Es gibt zwar kein Würfelglück, aber aufgrund der Handlungen der anderen Spieler wird vieles doch unsteuerbar. Walter hatte dagegen wirklich Spaß (kann damit zusammenhängen, dass er gewann). Hans, der zweiter wurde, wohl auch, obwohl er weniger Titicaca-Apologie lieferte als der Hausherr. Ich selbst bin vielleicht am skeptischten.

Titicaca Components

Man ist bei Titicaca zu sehr der Narretei der anderen ausgeliefert. Da bindet sich jemand an ein Reich an, was ihm selbst vielleicht 3 Punkte bringt, einem anderen Spieler dagegen ein Vielfaches dieser Punktzahl - verhindert lässt sich das von einem selbst nicht. Spiele mit Versteigerungsmechanismus wirken nur vordergründig zufallsfrei: Wenn man einfach nicht weiß, wie viel die anderen bieten, lässt sich nur mit einem geistigen Würfelwurf entscheiden, wie viel man in die geschlossene Faust nimmt. War's allzu viel, während die Konkurrenz sparte, war's das mit dem Vorsprung für immer. Längerfristige Planungen sind praktisch unmöglich, weil man nie weiß, welche Verbindungen in zwei Runden existieren oder aber unmöglich gemacht sein werden. Ein Spiel, das aber die Hälfte seiner Punkte in der Endwertung ausschüttet, gleichzeitig langfristige Planungen verunmöglicht, frustriert mich. Man spielt halt während der ersten Hälfte mit und betet, dass die Handlungen der anderen Spieler etwas Luft für eigene Aktionen lassen. Ich glaube nicht, dass man mit Taktik bei Titicaca groß etwas anrichten kann: Man kann zwar mit größeren Dummheiten dafür sorgen, dass man sicher nicht gewinnt. Mit ausgefeilter Taktik ist nichts zu machen, weil sich dafür das Brett zu unvorsehbar ändert. Man spielt also nur für den Moment, flucht oder freut sich wegen des Ausgangs der Versteigerungen und sieht mit Freude oder Verzweiflung, wie die sich die Marker auf dem Spielplan verteilen.

Peter's Wertung: 3 (von 10)

Westpark Gamers' Wertung: 5.2

Links zu weiteren Informationen: Luding Link für Titicaca