21.09.2005: Friedrich im Trio

1. “Friedrich”
Die Peters waren erkältet, die Andreas verreist und Günther war auch unterwegs, so konnte Roland das Trio vervollständigen, das noch mal tief in die Geheimnisse der preußischen Selbstbehauptung eintauchen wollte. Mit einem österreichischen Zweigelt Cuvée Classic und einem 3-puttonyos Tokaji Aszu aus dem Jahre 1983 versetzten wir uns in Stimmung und Blutalkohol in das zugehörige Jahrhundert.
Eigentlich gebe ich mich ja immer als Pazifisten aus; in unserem aktuellen Trio, und nach den Erfahrungen der Vorgänger-Sessions wollte ich aber endlich auch mal den 8-Sterne-General Friedrich kommandieren. Roland bekam die kompakten Österreicher und Aaron die geographisch verstreut operierenden Schweden, Russen und Franzosen.
Wir waren in Spielerlaune, es wurde nicht allzu kleinlich gerechnet und auch mal eine Zug-Korrektur zugelassen, wenn sie bei längeren Nachdenken ohnehin erfolgt wäre (z.B. die Troß-Versorgung). Trotzdem dauerte es nach der 1 Stunde Spielerklärung noch ganze 4 Stunden, das Spiel über die Bühne zu bringen. Doch die Zeit verging wie im Flug.
Aaron wagte sich – halb freiwillig, halb auf der Flucht – mit seinen Franzosen bis an die Nordseeküsten in Schleswig. Er konnte beide Hannover-Generäle und noch dazu zwei Preußen-Armeen auf sich ziehen und damit eine Menge Kräfte binden. Doch einem Sieg brachte ihn diese Situation nicht näher, ganz im Gegenteil, als sein Troß vernichtet wurde, mußte er sich mehrere Runden lang in Richtung seiner Stammlande zurückziehen und verlor wichtige strategische Ausgangspositionen.
Die Österreicher gingen sehr zögerlich ins Spiel. Sie sammelten lieber Taktikkarten, als daß sie das verlorene Schlesien wieder unter ihre Kontrolle bringen wollten. Preußen konzentrierte sich ebenfalls sehr defensiv auf sein Kernland, so daß seine Kartenhand schon gigantische Ausmaße annahm und es sich irgendwie unbezwingbar vorkam.
Nach ein paar frivol vom Zaun gebrochenen Schlachten gegen die Franzosen im Kreuz-Sektor, war Preußen auf einmal ohne eine einzige Kreuzkarte, und alles Gegner wußten daß. Es kostete dann gleich 10 Armeen und 2 Generäle und nur unter hohen Terrain-Verlusten konnte es eine neue Auffanglinie aufbauen. Wir waren halt alle noch Anfänger.
Alle Parteien waren mal knapp am Sieg. In unserer Runde hätte es Österreich schaffen müssen, wenn es nicht auf Landgewinn in Sachsen und Schlesien ausgegangen wären, sondern sich konsequent auf die Eroberung der Siegpunktstädte konzentriert hätte. Die Franzosen waren dem Sieg auch mal greibar nahe, doch mußten sie nach einer verlorenen Schlacht weit ins zurückziehen und waren damit weg vom Fenster. Wir waren froh darüber, weil sich damit die im Internet behauptete Favoriten-Stellung der Franzosen nicht bewahrheitet hatte.
Nachdem er sich als Heißsporn eine blutigen Nase geholt hatte, verlegte sich Friedrich auf gezieltes Verteidigen mit minimalsten Gebietsverlusten und ab und zu mal einem Einfall in Böhmen und Schlesien. Auch wenn es manchmal eng wurde, auch wenn das Ende erst in der drittletzten Runde per Ereigniskarte herbeigeführt wurde, reichte diese Durchhalte-Taktik zum Sieg.
“Friedrich” hat eine Unmenge an taktischen Finessen, die man unbedingt beachten muß, um wirklich gut zu spielen. Mit unserer jetzigen Erfahrung sind wir noch meilenweit davon entfernt. Nur ein paar selbstverständliche Details:
– Rüste jeden abgebrannten General mit mindestens 2 Armeen auf. Dann kannst du bei einer 1-Punkt-Niederlage wenigstens die Stellung halten.
– Bringe jeden ausgeschiedenen General möglichst umgehend wieder ins Spiel. Selbst wenn er ganz schwach ist kann er den Vormarsch der Gegner verzögern und ein paar Siegpunkt-Städte vor dem gegnerischen Zugriff verteidigen.
– Preußen sollte grundsätzlich defensiv spielen und höchstenfalls mal punktuell angreifen, um gegnerische Armeen zu vernichten, nicht aber um Terrain zu gewinnen. Auf die Dauer werden die Gegner stärker mit Taktik-Karten ausgestattet und nur durch Armee-Vernichtungen mit einer 6:1-Quote gegenüber der Wiedergewinnung und durch gezielte minimale Rückzüge kann man sich optimal dagegen wehren.
– Die Gegner müssen sich unbedingt in der Schlachtordnung gegen Friedrich absprechen. Durch gezieltes Angreifen auf Preußens Mangel-Sektoren können sie hier taktische Erfolge erzielen.
Friedrich ist ein Super Spiel. Ich möchte meine ursprünglich vergebenen 8 Punkte auf 10 Punkte aufstocken. Was soll ein Spiel denn sonst noch aufweisen, um die Höchstnote zu erhalten? Aaron legte auch einen Punkt, auf jetzt 9 Punkte drauf. Er möchte zu unserem Über-Alles-Spiel “1830” noch eine kleine Reserve freihalten. Roland vergab noch keine Note.