29.06.2016: Punkte für Helmut

Woran erkennt man einen erfahrenen, guten Spieler?

  1. Er kennt viele Spiele, und er spielt ALLE Spiele, die man ihm vorsetzt. (Manche allerdings nur 1 mal.)
  2. Er kann unverzüglich von jedem Spiel die Charakteristika sowie Stärken und Schwächen benennen.
  3. Er kennt seine eigenen Spiele-Vorlieben und kann sie schnell und sicher in eine klare Relation zum aktuellen Spieleangeot bringen.
  4. Er versteht blitzschnell den Regelvortrag eines neues Spiels, kann bei Unklarheiten sofort einhaken, und äußert kompetente und konstruktive Kritik an Regelwerk und Ablauf.
  5. Er hält kontrolliert wie unkontrolliert alle Spielregeln ein, und hilft auch – locker und spielerisch – seinen Mitspielern die Regeln einzuhalten bzw. irrtümliche Regelverstöße zu vermeiden.
  6. Er übernimmt wie selbstverständlich anfallende Service- und Verwaltungsaufgaben des Spielablaufes (z.B. Bankhalter), und ist darin unfehlbar wie der Stellvertreter des himmlischen Vater.
  7. Er kann der Spielverlauf repetitieren, er merkt sich die Effekte der Züge seiner Mitspieler, und kann deren Besitztum und Potenz auch dann einschätzen, wenn sie hinter einem Sichtschirm verborgen ist.

Moritz hat heute einen neuen Spieler zum Westpark mitgebracht: Helmut heißt er. Nach wenigen Vorstellungssätzen war klar, dass Helmut ein Spieler von dieser guten, erfahrenen Sorte war. Das bewahrheitete sich während des ganzen Abends auch in jedem Detail seiner Präsenz. Daran konnte selbst der Satz nichts ändern, der ihn in mitten im Tor der Welt entfuhr: „Ich bin ein Idiot, meine Herren, bin ich ein Depp!“

Helmut hat auch noch Humor. Hoffen wir, dass er noch häufiger unser Gast am Westpark sein wird.

1. “The cursed loot – Die verfluchte Beute”

Loot Island Prototyp
Loot Island Prototyp

Dies ist zur Zeit der Titel, unter dem Aaron’s bisherige „Diggers“ dieses Jahr in Essen erscheinen soll. Gegenüber dem letzten Spiel keine grundsätzlichen Regeländerungen, lediglich am (nahezu nebensächlichen) Beiwerk wurden ein paar Blätter eingefügt. Statt abgeschnitten.

Alte Design-Frage: Wann sind genug Variation erzeugende Elemente enthalten, wann muss ich noch ein bisschen Pfeffer dazutun, damit das Gericht auch übermorgen noch nicht langweilig schmecken wird, wann ist zuviel Würze hineingelangt? Letzteres gilt vor allem, wenn diese Würze sich auch noch in einer Ausweitung des Regelwerkes niederschlagen muss.

Helmut’s Wertung: Mir gefällt es sehr gut; es enthält viele Elemente in einer eleganten Balance. In der Grundversion würde ich einige Elemente weglassen und erst als Experten-Regel oder als Expansion wieder in das Spiel hineinbringen.

Keine WPG-Wertung für ein Spiel in der Entstehungsphase.

2. “Die Tore der Welt”

Die Tore der Welt
Die Tore der Welt

Nicht zu verwechseln mit „Die Säulen der Erde“, beide nach Romanen von Ken Follett, beide von den Autoren Michael Rieneck und Stefan Stadler als Brettspiel umgesetzt, beides im Kosmos-Verlag erschienen, die „Säulen“ im Jahre 2006, die „Tore“ drei Jahre später.

Es scheint eine Menge Ähnlichkeiten in beiden Spielen zu geben, wobei wir uns an die „Säulen“ nicht mehr so genau erinnern konnten. Glücklicherweise helfen die Beschreibungen im Internet jedem Gedächtnis auf die Sprünge. (Hoffentlich auf die richtigen.) In den „Säulen“ produzieren unsere Handwerker Holz und Steine, in den „Toren“ nutzen wir dafür Aktionskarten, um diese Wirkung hervorzubringen. In den „Säulen“ errichten unsere Baumeister Bauwerke und unsere Händler verkaufen Fertigprodukte, In den „Toren“ haben wir auch dafür wiederum Aktionskarten.

Früher oder später werden ein paar Aktionen auch in Siegpunkte umgegossen. In den „Säulen“ hat uns das so gut gefallen, dass wir dem Spiel im Durchschnitt fast 8 Punkte vergaben, und es im Oktober 2006 sogar zu unserem „Spiel des Monats“ gekürt haben. In den „Toren“ verläuft alles viel träger, gleichförmiger und spannungsloser. Alle müssen wir einen Teil unsere Zug-Energie in Getreide umsetzen, das wir nach jeder der vier Spielphasen nachweisen und abgeben müssen. Alle müssen wir uns in jeder Spielphase ausreichend „Frömmigkeit“ und ausreichend Geld zulegen, um damit die Pflichtabgaben bestreiten zu können. Man kann (fast) alle seine sechs Phasenzüge praktisch ohne Berücksichtung der zeitlichen Reihenfolge durchführen, ja sogar (fast) ohne die Züge der Mitspieler berücksichtigen zu müssen. Unglücklich ist nur der seltene Fall, wenn es am Ende wegen zufälliger Häufung bei einem oder zwei Spielern, kein Getreide und keine Frömmigkeit mehr auf dem Markt gibt. Ansonsten ist alles, was man macht ist richtig und gut. Bei manchen Mitspielern ist es halt ein bisschen richtiger und besser. Schön, wenn das bei einem selber der Fall ist.

Hübsch ist der Mechanismus mit den Ereigniskarten und der Bewegung des Gunststeines: der aktive Spieler schustert jedem Mitspieler unterschiedliche Güter zu, sich selbst aber am meisten. Hierauf freut er sich schon lange vor seinem Zug und kann hinterher im Guten schwelgen. Da das Spiel aber grundsätzlich nur Gutes vergibt (bis auf die jeweiligen Zwangsabgaben am Phasenende), verpufft dieser Güter-Segen unter den anderen Segnungen des Spiel. Mehr oder weniger vollständig.

WPG-Wertung: Aaron: 5 (bleibt, auch nur 5 Pkt für die „Säulen“), Helmut: 6 (es fehlt die Aufregung, die Dramatik; nichts, was man macht, ist notwendig, keine Unterlassung führt in die Katastrophe), Moritz: 7 (bleibt, ebenfalls 7 Pkt für die „Säulen“), Walter: 6 (bleibt, ebenfalls 6 Pkt für die “Säulen”). Aber man beachte Günthers 8 und gar Loredanas und Peters jeweils 10 (ZEHN) Punkte für die Säulen, aber nur 6 Punkt für die „Tore“. Wäre das heute immer noch so?

3. “Bluff”

Nichts Neues im Westen. Im ersten Spiel machte uns Helmut als Neuling sofort die Fliege, während Aaron sich in einem zähen Ringen gegen Moritz durchsetzte (oder umgekehrt). Im Rückspiel machte uns Moritz recht schnell die Fliege, und Neuling Helmut setzte sich groß und breit gegen Aaron durch.

WPG-Wertung: Helmut vergab 7 Punkte („Da hätte ich doch lieber 2 Stunden Bluff gespielt, als 2 Stunden lang ’Die Tore der Welt’“). – Die NUR 7 Punkte für Bluff sind der einzige Minuspunkt, den Helmut sich heute am Westpark aufhalste.

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