28.09.2005: Vier im Quintett

Loredana kam frisch vom Oktoberfest: im feschen Dirndl mit schwarzen Lackschuhen: von Kopf bis Fuß ein einladender Anblick, einschließlich aller Augenpaare. Sagt mal, ihr Leute da draußen, findet ihr die klobigen Bergschuhe am Ende von lieblichen Mädchenbeinen eigentlich hübsch?
Vor die Alternative gestellt, 4 Stunden “Die Macher” oder eine Hand voll gemeine deutsche Spiele zu spielen, entschieden wir uns einstimmig für das Gemeine.
1. “Colossal Arena”
Funktioniert wie “Titan – the Arena”: Ein Karten- Wettspiel, bei dem jeder seinen Wetteinsatz auf das Überleben verschiedener Rassen setzen soll und durch Auslegen der richtigen Karten dafür sorgen muß, daß diese Rasse im Kampf ums Dasein von Runde zu Runde überlebt.
Der Kampf ums Überleben ist äußerst spannend. Es gibt sehr viele taktische Finessen um offene und versteckte Seilschaften. Dazu kommt das geordnete Chaos der Charaktere und Sonderkarten, die eine konsequente Planung unmöglich machen.
Peter und Moritz halten das Spiel für ein Spitzenspiel und geben ihm 10 Punkte. Ich kritisiere das zu große Glückselement beim “Secret Bet” und die Tatsache, daß man in der letzten Runde sein gesamtes Hab und Gut verlieren kann, ohne ein einziges Mal am Zug gewesen zu sein.
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 7 Punkte den WPG-Durchschnitt auf 7,5 Punkte.
Als Rezension ist Moritz Beitrag zu “Titan” vom 4. 9. 2002 immer noch gültig.
2. “Intrige”
Ein Spiel aus dem vorigen Jahrtausend, das wir noch mit Susanne gespielt haben. Damals hatte sie alle ihre weiblichen Finessen damit vergeudet, Aaron durch unlautere Gebote im äußeren und inneren Konflikt-Bereich für sich geneigt zu machen. Susanne, wo steckst du denn jetzt eigentlich?
Intrige ist ein äußerst bösartiges Spiel. Die Spieler stecken sich gegenseitig unverbindlich Geld zu, um bei der Postenverteilung damit einen guten Schnitt zu machen. Ob der jeweilige Hauswirt die Bestechungssumme aber auch angemessen honoriert, steht allein in seinem Gutdünken. Es gibt keine Vertragstreue, keine Garantien für den Einsatz, keine Gerechtigkeit und kein Gewissen. Ohne Humor und harte Nehmerqualitäten gehen hier die besten Freundschaften aus dem Leime.
Wer mit einer “armenischen Krämerseele” ausgestattet ist, kann dem Spiel viel abgewinnen: Feilschen, Schmeicheln und Drohen, Berechenbar-Sein, wo es in die eigene Tasche geht, Undurchsichtig-Sein, wenn man den großen Verrat plant, Vertrauen erwecken, obwohl es doch nur skrupellos um den eigenen Gewinn geht. Es gibt ganz eigene verbale Chiffren:
“Aaron ist sauer!” – “Ich kann ganz schnell verzeihen!” (= Nur nicht zeigen, daß der Deal schon gelaufen ist.)
“Ich bin immer gesprächsbereit” (= Ich will kaltblütig mein Bündnis brechen.)
“Haben wir noch einen Deal?” (= Ich will warmblütig mein Bündnis brechen.)
“Konkrete Summen nennen!” (= Hier spricht der Judas Ishariot)
“Ich bin nicht käuflich!” (= “Hola, Kumpan, laß mich jetzt bloß nicht fallen!”)
“Wenn ich Loredana jetzt bescheiße …” – “Dann kriegst du soooo einen Ärger!” (= Voreheliche Positionsbestimmung.)
In diesem Wust von Deutungen und Andeutungen ließen wir unsere Spiellaune treiben. Vor lauter Intrigen vergaßen wir sogar sporadisch das Fremdgehen. So entstand dann eine irreguläre Spielsituation, die nicht mehr zu reparieren war: 2 Runden vor Schluß mußten wir abbrechen. Aber das war auch gut so: Wir mußten den Giftbecher von “Intrige” nicht bis zur bitteren Neige austrinken, sondern konnten in lockerer Stimmung zum nächsten Spiel übergehen. Fast ein Salomonischer Schluß!
WPG-Wertung: Aaron: 7, Loredana: 5, Peter: 6, Roland: 7, Walter 6.
Gegenüber “Intrige” bin ich bis zum Halse voll mit positiven und negativen Emotionen. Das sollte demnächst für eine Rezension reichen.
3. “6 nimmt”
Unser altes Absacker-Spiel in der Rolle des Vor-Absackers. Peter konnte in seinem Mathematik-Studium ganz aktuell den Begriff “limes superior” durch den 6-nimmt-Begriff “höchste niedrigere” höchst populär-wissenschaftlich umschreiben.
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 6 Punkten den WPG-Durchschnitt auf 7,9 Punkte.
4. “Bluff”
Im Endspiel legte Aaron mit 2 Würfeln gegen Loredana mit nur einem Würfel 2 Fünfen vor. Loredana hob auf 3 Fünfen! Alle vorhandenen Würfel mußten 5er sein! Aaron blieb nichts übrig, als auf 2 Sterne zu erhöhen. Damit war Loredana ausgeknockt.
Im nächsten Endspiel gewann Aaron gegen mich aus einem 3:1-Rückstand heraus. Hi Günther, hier hat schon wieder die “Immer-4-Strategie” zugeschlagen!
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 8 Punkten den WPG-Durchschnitt auf 8,44 Punkte.