16.01.2008: Im “Age of Empire” über “Trans Europa”

Als Hauptmenue standen drei Wiederholungen zur Auswahl: “Im Jahr des Drachen”, “Agricola” und “Age of Empire”; alle drei sind aufwändige Aufbauspiele, zu allen gab es heute Teilnehmer, denen das Spiel noch unbekannt war; kein Spiel wurde abgelehnt (! – durchaus bemerkenswert), alle drei hätten auf dem Tisch landen können! In einem konstruktiven Wettbewerb setzte sich schließlich Moritz’ Vorschlag durch; Hans und Walter waren froh, ein neues Spiel kennenlernen zu können.
1. “Age of Empire”
Pro Runde darf jeder Spieler 5 Kolonisten-Pöppel auf Aktionsfelder setzen, mit denen er seine Entdeckung / Eroberung der Neuen Welt vorantreiben will. Man legt sich Missionare oder Händler zu, natürlich auch Soldaten, denn die Natives geben ja nicht freiwillig ihr Land her; man erwirbt Sondereigenschaften, die Geld und Zusatzpöppel einbringen; man geht auf Entdeckungsfahrten, um die Natives endlich abmurksen zu können; man läßt seine Siedler in die erfolgreich abgemurksten Kolonien nachkommen und man kämpft um Startreihenfolge, Mehrheiten und Prioriäten.
Die einzelnen Berufsgruppen haben unterschiedliche Wirkung je nach den Feldern, auf denen man sie einsetzt. Gelangt ein Missionar in eine Kolonie, erzeugt er sofort einen weiteren Kolonisten. Aaron erklärte diesen Effekt mit: “Er fällt sofort über eine Einheimische her”. Moritz verdeutlichte “… und knattert sie!” Hans ergänzte in süffisanter Missionars-(Ein)Stellung: “… und konvertiert sie”!
Die Verteidigungsstärke der Natives in den Kolonien ist zufällig verteilt, ebenso die Belohnung die man für ihre vollständige Vernichtung erhält. Wer Glück hat, kassiert für den gleichen Manpower-Einsatz 7 Siegpunkte und 20 Dollar, wer Pech hat, bekommt nur 2 Siegpunkte und 4 Dollar. Aaron hatte schon im Vorfeld diesen recht hohen Zufallseinfluß in einem ansonsten streng planbaren Entwicklungsspiel kritisiert. Die Neulinge wollten in dieser unberechenbaren Komponente auch spielerische Vorteile sehen.
Hinterher entdeckte ausgerechnet der Kritiker Aaron die lukrativsten Kolonien und schwelgte nur so in Dollars; Günther hingegen entdeckte eine Lusche nach der anderen und kommentierte diese Pechsträhne nur trocken: “Soviel zu den 5 Punkte für das Spiel”!
Moritz lies die ganze Diskussion kalt; er überlies die Zufallseffekte bei den Neuentdeckungen seinen Mitspielern und wählte seine Züge so, daß er peut a peut sichere Mehrheiten in den bereits entdeckten Kolonien erwarb. Dazu provozierte er auch schnell ein paar ordentliche Schießereien, mit denen er den Kolonisten seiner Mitspieler das Licht auspustete. In taktischen Kriegsspielen ist er einfach der unangefochtene Meister.
Das Spiel bietet jede Menge Stoff zum Überlegen, und jeder kann auch denken, wenn er nicht dran ist. Doch diese Möglichkeit wurde nur selten genutzt. So zogen sich die acht Spielrunden über gute drei Stunden hin. In der Schlußphase gab es noch mal lange Palaver über die besten und gleichzeitig die fiesesten Züge, die eine jeder noch tun kann. Schließlich können gezielte Aggression gegen einzelne Spieler in vielen Kolonien noch die siegpunkt-trächtigen Mehrheiten kippen. Aaron drohte: “Moritz, soll ich dich jetzt richtig ärgern!” “Warum?” “Weil Du so doof gespielt hast!” Doch Aarons Mittel reichten nicht mehr aus, Moritz von der Siegerposition zu verdrängen.
WPG-Wertung: Aaron: 6 (“für so starke Glückselemente dauert es zu lange”, Günther: 5 (denkt nur an die vielen Luschen), Hans: 8 (obwohl er Letzter wurde), Moritz: 9 (sicher nicht nur, weil er Erster wurde), Walter: 7 (es wären 8 Punkte geworden, wenn er wenigstens eine einzige üppige Kolonie entdeckt hätte!)
Schlußkommentare:
Moritz: “Das beste Eagle-Spiel, das kein Eagle-Spiel ist”
Aaron: Ein Strategiespiel “gemacht für Leute, die wenig Strategiespiele spielen.”
Als Lösung gegen den unerfreulichen Zufallseinfluß fanden wir die Idee, nach einem Sieg gegen die Natives die überzähligen Kolonisten nicht vom Brett nehmen zu müssen, sondern in der Kolonie zu belassen. Dann gäbe es zwar immer noch erhebliche Schwankungen in den Werten der Kolonieren, doch ein Großteil der Ungerechtigkeit wäre eliminiert. Dann würde beim “Age of Empire” allein die optimale Kolonial-Strategie den Ausschlag geben.
2. “Trans Europa”
Es ging knapp auf Mitternacht zu. Moritz schaute auf die Uhr. “Sind wir in einer halben Stunde fertig?” Aaron fragte zurück: “Machst Du uns jetzt den Peter?” Nur Peter muß immer zur U-Bahn, Moritz läßt sich den Heimweg notfalls auch mal ein Taxi kosten!
Zum normalen Spielablauf siehe den Session-Report von letzter Woche. Günther legte gleich die Expansion auf den Tisch: Jeder Spieler hat 3 private Gleisstücke, die nur ihm gehören, damit kann man sein Streckennetz von den Mitspielern abschotten. Walter sprach sich gegen dieses aggressive Zusatzelement aus; er wollte sich die konstruktive Stimmung beim Bau des gemeinsamen Verkehrsnetzes nicht nehmen lassen. Doch er wurde vom Warrior Moritz und vom Global Player Aaron sofort überstimmt.
Das war auch gut so. Mit Kindern unter 10 Jahren ist die Nur-Konstruktivität vielleicht vorzuziehen, bei multiplen Teenagern, die wir alle waren, ist der spielerische Schuß Miesnickeligkeit durchaus ein förderliches Element.
Zum bisherigen WPG-Schnitt von 7,5 Punkten legten unseer Neulinge Aaron, Hans und Moritz noch je 8 Punkte hinzu. Auch dieses Spiel könnte bei uns noch mal Spiel des Monats werden können.