02.04.2008: Riesen-Bluff nach dem “Zeitalter der Entdeckungen”

“Vollbeschäftigung” ist ein Zauberwort aus alten Tagen, von dem heutige Wirtschaftspolitiker nur noch träumen können. Früher – zu meiner Zeit! – fand vom Aakademiker bis zum Zzuschneider jeder nach seiner Ausbildung unverzüglich eine Stelle. Heute ist das oft genug ein mehr als mühsames Glücksspiel!
Loredana hat jetzt ihr Mathematikstudium beendet, und zunächst mal stand das allgemeine große Fragezeichen über ihrer Zukunft: Kriegt sie einen Job? Am Können sollte es nicht liegen, am Charme auch nicht, aber vielleicht an dem Phänomen, das wir seit einer ganzen Generation nicht mehr haben: Vollbeschäftigung!
— der nächste Abschnitt wurde von unserem Zensor gestrichen —
Hallo, ihr dreieinhalbmillionen Arbeitslose auf Deutschlands Straßen: Spielt mehr Brettspiele, und ihr kriegt im Nu alle einen Job!
1. “Zeitalter der Entdeckungen”
Walter brütet schon über seiner Rezension zum “Zeitalter der Entdeckungen”, aber er traute sich nicht, vor den kritischen Zuhörern die Regeln vorzutragen. Diese Rolle durfte Aaron übernehmen. In konstruktiver Atmosphäre kämpften wir uns durch die Schiffskarten, die Handelsaufträge, die Entdeckungsreisen und die Sonderaufträge. Ein Sonderauftrag lautet, man muß “die einfache Mehrheit erringen, also mehr Schiffe als alle anderen zusammen”. Peter bemerkte hier: “Wir Politiker nennen das die absolute Mehrheit.” Wo er recht hat, hat er Recht!
Die Schlußwertung ist ziemlich undurchsichtig. Die Zusatzpunkte aus den Sonderaufträgen werden nach einer Tabelle in einen Faktor umgerechnet, mit dem die Anzahl der Entdeckungsreisen multipliziert wird. Oder ist es umgekehrt. Zumindest konnte Peter konstatieren: “Die haben das deshalb so gelöst, damit keiner die Schlußwertung überblicken kann, und somit keine Kingmaker-Effekte auftreten können!” War das etwa eine verschleierte Kritik?
Aaron würfelte mit unserem Arpad den Moritz aus! Diesen Satz verstehen nur Insider. Doch die Lösung verstehen nicht mal diese alle, sondern nur die Anwesenden. Jedenfalls wurde Walter Startspieler und machte sich sofort ans Geldverdienen. Er erinnerte sich noch gut an seine Fehlinvestitionen aus der ersten Begegnung mit dem Spiel.
Loredana fragte: “Lohnt es ich, Schiffe von möglichst allen Farben zu sammeln?” Peter hielt ihr vor, bei der Erklärung der Spielregeln nicht aufgepaßt zu haben, doch sie konterte: “Du kapierst gar nichts, und dann machst Du Dich noch lustig über alle!” Hier komme ich leicht ins Zweifeln, ob meine Notizen stimmen, aber so ähnlich sollte es gewesen sein.
Das Spiel lief etwas an Peter vorbei. Für sein taktisches Genie eine absolut ungewohnte Tatsache. Mühsam mußte er mehrfach die zwei Aktionsgulden in seinen Sparstrumpf legen und auf die zweite Aktion gänzlich verzichten. Als letzter erfüllte er seinen ersten Handelsauftrag. Hallo Peter, hast Du Dir etwas dabei gedacht?
Tropfen auf Tropfen fing er den Unmut in seinem Gemütskelch auf, bis der überlief. “Falangisch” nannte er das Spiel. Bevor Walter bei Wikipedia nachschauen konnte, was das heißt, erläuterte Peter, das heißt “Spielmechanik nicht bis ins Letzte verfeinert”. Aaron fügte erklärend hinzu: “Phalanx heißt der Spielverlag”. Dann wird “falangisch” wohl die falsche Schreibweise sein. Doch gewiß leitet sich die spanische “Movimiento Nacional” von der altgriechische Kampfformation ab!
Unmittelbar vor dem Einläuten des Spielendes konnte Loredana mit zwei Handelschiffen 24 Gulden einstreichen. Dann zog sie die Karte für die Schlußwertung, legte ihr ganzes Geld in Schiffen an und belegte damit fast alle noch freien Plätze auf den Entdeckungsreisen. Der Sieg war ihr nicht mehr zu nehmen. Auf die Frage, warum Loredana gewonnen hat, gab Peter die sarkastische Antwort: “Weil sie die Spielregeln nicht verstanden hat!”
Als Alternative zu Peters Räsonieren wollen wir Aaron zu Wort kommen lassen: “Das Spiel funktioniert, aber mit dem Stinkstiefel (P.) kann man es nicht spielen.” Walter fügte – an seine Rezension denkend – noch beschwichtigend hinzu: “Das Spiel ist doch ein netter Zeitvertreib”.
Die bisherige gute WPG-Wertung von 4 mal die 7 wurde total versaut: Peter vergab 4 Punkte und Loredana zunächst 6 – weil das Spiel zweifellos funktioniert. Doch als ihr Peter klarmachte, warum sie gewonnen hatte, reduzierte sie ihre Note um einen Punkt.
Walter brütet immer noch über seiner Rezension.
2. “Bluff”
— auch hier hat unser Zensor eingegriffen und einen Teil weggeschnitten —
Im ersten Spiel hatte sich Aaron nach drei Runden selber herausgeblufft, Walter konnte sich in einem harten 4:4 Endkampf gegen Loredana durchsetzen.
Im zweiten Spiel war Walter als erster draußen, gefolgt von Loredana. Aaron entschied das Endspiel gegen Peter für sich. Ihm blieben alle 5 Würfel auf der Hand. Die Einlauf-Reihenfolge war genau umgekehrt zum ersten Spiel! Also ist “Bluff” schlußendlich doch nur/auch ein Glücksspiel!
Im dritten Spiel mußte Aaron gegen Walter und Loredana auf drei Sterne heben und dann mit einem einzigen Würfel einen Stern nachwürfeln! Es gelang ihm und mit der daraus resultierenden Euphorie konnte er auch das Endspiel für sich entscheiden.
Im vierten Spiel war er wieder als erster draußen. Peter konnte 10 Einser sehen und hob Walters Durchschnitts-Vorgabe sehr gefühlvoll auf 6 mal die Eins. Als er wieder dran war, stand der Pegel bei 9 mal die Eins. Natürlich konnte er noch auf gefahrlos auf 10 heben. Er wurde angezweifelt, doch weil Loredana auch noch eine Eins unter dem Becher hatte, war sein Gewinn (d.h. der Verlust der Konkurrenten) nur minimal. Mit dieser Enttäuschung konnte er im Endspiel nicht bestehen.
Dafür konnte er das fünfte Spiel für sich entscheiden. Er verließ die heute sehr oft erfolgreich praktizierte Immer-4-Strategie und fing im 1:1 Endspiel gegen Aaron mit 1 mal die Fünf an. Mit einer Fünf unter dem Becher sollte das wohl auch eine gute Wahl sein! Hallo Günther, bitte keine falschen Schlüsse daraus ziehen!
Im sechsten Spiel schied Peter als erster aus. Wer gewonnen hat, habe ich vergessen.
Im siebten Spiel fing Aaron mit einem Würfel gegen 5 Würfel in Summe bei Loredana und Walter mit der Immer-4-Strategie an. Loredana zweifelte eiskalt an. Das war sein Ende. Loredana konnte anschließend auch das Endspiel gegen Walter für sich entscheiden.
Und es gab noch ein achtes Spiel.
Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.
3. “Restroom”
Nein, das ist kein Spiel, sondern nur eine von den vielen Flieger-Anekdoten, mit denen Peter heute aufwartete:
In der alten Version der Boeing 747 gab es noch keinen Schlafraum für das Kabinenpersonal. Eine ältere Dame wendet sich an die junge, mit dem amerikanischen Englisch noch nicht vertraute Flugbegleiterin: “Where is the restroom”! Antwort “This aircraft has no restroom!”
Nachdem die Passagierin aber doch beharrlich auf eine Lösung ihrer dringlichen Problematik drängte, klärte die Flugbegleiterin sie auf, wie das Personal damit umgeht: “Wir setzen uns auf einen normalen Sitz, legen eine Decke über uns und entspannen uns dann …”. – Erst jetzt soll der Purser eingegriffen haben.

Ein Gedanke zu „02.04.2008: Riesen-Bluff nach dem “Zeitalter der Entdeckungen”“

  1. Just a citation from a real man:
    Lasting less than an hour, Age of Discovery will likely present a problem to new players, as they struggle to determine what exactly to do. But once played repeated times, some neat strategies present themselves as players learn the timing of when to purchase and place ships. Certainly a game for experienced gamers, Age of Discovery takes some common mechanics and puts an interesting time-limit feel to them. Delay too long in this game, and you won’t discover anything. It’s a satisfying two-player game and works even better with three (okay with four). Yes, it’s yet ANOTHER game about sending out ships in the 1600’s, but it’s a good one.

    Tom Vasel
    “Real men play board games”

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