24.02.2010: Der Krieg der Monster

Walter beglückt gerade die Thailänderinnen und deshalb musste ein Ausweichquartier für unseren Spieleabend her, das Moritz überraschend schnell anbot. Als bekannter Wargamer würde er vermutlich Walters Abwesenheit nutzen, um endlich wieder ein zünftiges Kriegsspiel auf den Tisch zu bringen. Im Spielzimmer lag bereits der Prototyp seines Spiels komplett aufgebaut und als dann noch bekannt wurde, dass Tom, unser heutiger Gast aus Kalifornien, in der Rüstungsindustrie arbeitet, schien alles klar. Doch weit gefehlt. Es sollte ein Fantasy Abend werden.
1.    Dungeon Lords
Vlaada Chvatils Spiele stießen bei uns bisher auf ein sehr geteiltes Echo – umso spannender war es, wie uns sein neuestes Werk „Dungeon Lords“ gefallen würde. Spiele mit einem Fantasy Thema bekommen von Moritz in der Regel einen Sonderbonus, sofern das Thema stimmig umgesetzt ist. „Dungeon Lords“ kann hier allein schon durch seine Aufmachung punkten: viel sehr schön gestaltetes Material und ein Expansion Set ist auch gleich mit dabei. Die Grafik erschien stelleweise vertraut und gibt Elemente des PC-Spielklassikers „Dungeon Keeper“ fast 1:1 wieder. Ist das PC-Spiel inzwischen public domain, denn von einer Lizenzvereinbarung fand Moritz nichts in seiner 45 Minuten dauernden Regelerklärung?
Auch der grundsätzliche Spielverlauf lehnt sich an „Dungeon Keeper“ an: es gilt mit kleinen Imps ein Verlies zu bauen und mit Monstern, Fallen und Räumen zu bestücken. Das alles kostet Geld und Nahrung und trägt dazu bei, dass der eigene Ruf als bösester Dungeon Lord stetig steigt. Man hat genau ein Jahr mit vier Jahreszeiten (= Züge) Zeit, seinen Dungeon so zu präparieren, dass die zum Jahreswechsel auftauchenden Helden möglichst schon am Verlieseingang erfolgreich gefangen genommen werden können. Dabei locken natürlich die bösesten Dungeon Keeper die  stärksten Ritter an. Und ist der Ruf so richtig schlecht, kommt das einer Einladung eines mächtigen Paladins gleich, der die übrigen Helden verstärkt. Jetzt zeigt sich, ob man die richtigen Monster und Fallen eingekauft hat, um die Heldenhorde erfolgreich das Erforschen des Verlieses zu verwehren.
Ein schöner, eleganter Spielmechanismus ist die Auswahl der Aktionen, die man in jeder Jahreszeit in seinem Dungeon durchführen möchte. Acht Aktionenmöglichkeiten gibt es, von denen man jeweils drei frei auswählt. Zwei dieser Aktionen sind dann in der nächsten Jahreszeit gesperrt, so dass neben der Planung des Verliesausbaus auch die Planung der Aktionsreihenfolge gut durchdacht sein will. Nicht nur, weil Aktionen eine ganze Runde lang nicht mehr zur Verfügung stehen sondern auch weil die Aktionsplanung der anderen Spieler Einfluss auf die eigenen Möglichkeiten hat, denn nur drei Spieler können eine bestimmte Aktion durchführen, ein eventuell viert geht immer leer aus. Dieses Spielelement erzeugt die einzige Spielerinteraktion und bringt eine gehörige Portion Mitspielerchaos ein.
Überhaupt lebt das Spiel eher vom solitären Planen gewürzt mit Schadenfreude, wenn es einen Mitspieler mal wieder besonders schlimm getroffen hat. Gerade die Planung der Kampfrunden mit den Helden fordert eine intensive Analyse der möglichen Konstellationen geradezu heraus. Moritz und Günther taten sich hierbei durch besonders lange Grübelei hervor, belegten damit aber am Ende auch den ersten und zweiten Platz. Und Schadenfreude im Spiel ist durch Ereigniskarten und das erwähnte Mitspielerchaos reichlich vorhanden. Geplant geht es hierbei nicht zu, denn aktiv für oder gegen einen Mitspieler zu operieren ist ausgeschlossen. Das muss man mögen und ist sicherlich nichts für „empire builder“.
Wenn am Ende des zweiten Spieljahres die Schlacht gegen die stärksten Helden vorüber ist, endet das Spiel und Siegpunkte werden verteilt. Die gibt es für die Größe des noch nicht von Helden erforschten Verlies, der Anzahl Räume und Korridore dort, der Monster und der übrigen Ressourcen. Der jeweils beste Spieler erhält hier noch Sonderpunkte. Bei uns dauerte es knapp 4 Stunden Spielzeit, bis wir den Sieger ermitteln hatten – gefühlt war es zwar eine Stunde weniger, aber immer noch recht lang für so viel Chaos.
Wie erwartet, waren auch diesmal die Meinungen zum Spiel sehr unterschiedlich. Während sich Moritz und Tom über die stimmige Umsetzung des Fantasy Themas und dem Spielspaß begeisterten, waren Günther und Aaron eher enttäuscht vom hohen Chaosfaktor gepaart mit langer Spieldauer.
WPG-Wertung: Aaron: 5 (kein Spiel für Empire Builder), Günther: 6 (zu komplex und zu lang), Moritz: 8 (stimmige Entscheidungsoptionen gepaart mit originellem Spieldesign), Tom: 7 (sehr gute Spielmechanismen aber etwas zu glückslastig).
Tom musste dann kurz nach Mitternacht seine S-Bahn nach Ottobrunn erwischen, so dass keine Zeit mehr für ein Absackerspiel blieb. Schade.

Ein Gedanke zu „24.02.2010: Der Krieg der Monster“

  1. Hi Westparker, ich habe nicht nur die Thais zu begluecken, sondern auch die beste aller Ehefrauen. Damit ist die Welt mehr als bunt – kunterbunt.
    Gruss an alle Walter

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