194 Spiele hat Andrea in unserer Spiele-Rangliste bewertet. In ihrer schönen Zeit der jungen Liebe begleitete sie regelmäßig Moritz zum Westpark. Dann kam die Hochzeit, dann kamen die Kinder, und das außerhäusige Spielen köchelte auf Sparflamme. Vor dreieinhalb Jahren war sie das letzte sporadische Mal am Westpark dabei. Heute endlich auch mal wieder. Freuen wir uns doch schon auf die Zeit nach zwei Jahren, wenn die Kinder keinen Babysitter mehr brauchen und Andrea wieder standardmäßig mit oder ohne ihren Mann zum Westpark kommen kann.
1. “Game of Quotes”
Ein Geburtstagsgeschenk von Andrea an ihren Moritz. Die Rückseite der Spielschachtel hatte es ihr angetan: „Neue verrückte Zitate“ stand da drauf. Da spart man sich doch direkt das Selber-Erlesen und Selber-Ersuchen von zwechfellerschütternden Zitaten der Größen dieser Welt. „Man nehme ein Zitat und schiebe es frech einem falschen Verfasser unter“ heißt es weiter. Auch das klingt nach Spaß.
Doch die 170 Zitate, die hier geboten werden, sind eher lau bis mau. Und von ihnen sind wir leider abhängig, wir dürfen nichts dazu erfinden, sondern müssen mit dem gedruckten Nicht-Witz ohne Spritz auskommen. Hilft es uns da vielleicht, wenn wir einem humorlosen Text a la „America first“ wenigstens einen ungewöhnlichen Verfasser zugesellen.
Wenn der Verfasser stimmt, so kommt es auf das Zitat auch nicht mehr an. Nach diesem Motto ging Andrea vor, fand als genialen Universalverfasser „der Papst“, der selbst einem „America first“ noch ein gewisses Lächeln hätte entlocken können. Schauen wir uns mal an, was noch alles zum Papst gepasst hätte: „Ich sehe was, was Du nicht siehst“! Oder im direkt Körperlichen „Wenn ich alles lassen würde, was ich nicht darf, dann hätte ich gar keinen Sex“. Oder, zurück zum Ideellen: „Sterben ist nur was für Loser und Amateure“.
Doch diese Sprüche wurden uns gestern gerade nicht angeboten, und in den ersten beiden Durchgängen ist auch der Verfasser vorgeschrieben: (fast) lauter nichtssagende Typen a la Charlie Sheen, Chewbacca oder Trump. Erst im Freistil des dritten Durchgangs bespaßte uns Andrea mit dem Papst. So erhielt „Game of Quotes“ auch nur sehr mäßige Quoten.
Noch dazu ist die Wertung absolut missglückt, Moritz nannte sie „ein Desaster“. Jeder Spieler hat drei Wertungskärten mit „witzig“ und eine mit „doppel-witzig“. Von denen muss er verdeckt jeweils eine an einen der Mitspieler geben, nachdem alle ihr Zitate und ihren Verfasser zusammengestellt haben. Man weiß nicht, ob nicht doch noch mal etwas Witziges kommt und wann bzw. wem man das doppelte „witzig“ geben soll.
Bei uns gewann Andrea. Vielleicht hatte ihr Papst doch die entsprechende Überzeugungskraft; vielleicht aber war es auch ihr Charme, denn wem gibt man sein Wertungs-Witzig, wenn man eigentlich von keiner Zusammenstellung so recht überzeugt ist. Natürlich: „Und immer siegt das Weib!“ (der Papst)!
WPG-Wertung: Andrea: 3, Günther: 5, Moritz: 2, Walter: 3.
2. “Just one”
Natürlich sind wir vom „Spiel des Jahres 2019“ nicht überzeugt, obwohl es jetzt schon zum dritten Mal auf den Tisch kam. Aber Andrea sollte es wenigstens auch noch kennenlernen. Moritz’ „Adorf“ führte Walter zu „Mario“. Andrea’s „Basler“ ebenfalls. Zum Glück haben sie sich nicht ausgepattet.
WPG-Wertung: Endlich die Noten abgefragt: Andrea 5 (es macht Spaß, man muss halt reden [dürfen]), Günther: 6 (lustiges Familienspiel, ich finde bloß blöd daran, dass es SdJ geworden ist), Moritz: 5 (man kann es eigentlich nicht als „Spiel“ benennen, aber es hat Unterhaltungswert), Walter: 5 (es wäre mindestens 2 Punkte mehr wert, wenn man sich ein bisschen absprechen dürfte, und wenn das Ziel nicht die Rekordjagd nach gemeinsamer hoher Punktzahl wäre, sondern man einem Ratenden, der mit den angebotenen Schlagwörtern die Lösung noch nicht finden kann, mit Geist und Esprit so peu-a-peu auf die Schliche helfen dürfte).
3. “Azul – Der Sommerpavillon”
Auch Andrea sollte im Vergleich „Azul“ (Original) zum Ableger „Azul – Der Sommerpavillon“ ihre Meinung abgeben. Wie gehabt, das alte „Azul“ ist spielerischer und übersichtlicher. Es bietet damit auch reichlich Gelegenheit, einem Mitspieler das letzte lebenswichtige Azulejo einer Farbe wegzunehmen oder ihn mit einer Masse von überzähligen, nicht mehr nutzbaren Azulejos zu überschütten. Der Schadenfreude, einer der positivsten Emotionen eines erwachsenen Spieleabends, ist Tür und Tor geöffnet. Beim neuen „Azul“ sind die Ablegemöglichkeiten der gesammelten Azulejos hingegen derart ausgeweitet (plus-minus), dass es nahezu unmöglich (einem Spiel nicht angemessen) ist, die Punkte-Sammel-Strategie der Mitspieler alle zu bilanzieren und dagegen zu halten. Jeder spielt für sich allein, anspruchsvoll aber allein.
WPG-Wertung: Den bisherigen Azul-Durchschnitt von 8 Punkten drückte Andrea mit der heutigen 7 um eine Einheit nach unten. Walter reduzierte seine hervorragende 9 auf 8: am Ende reichten die Steine im Vorrat nicht aus; beim neuen Steine-Auslegen blieb eine Scheibe leer und wir mussten am Ende der Runde beim Einordnen der Steine jeden zurückgelegten Stein gleich wieder in die Rotunde legen. Das war – vom Verlag – Sparen am falschen Platz.
4. “Nova Luna”
Andrea hatte die Babysitter-freie Zeit ihrer Sprösslinge weit überzogen und zog eilends ab nach Hause. Die drei Männer mussten sich mit dem gewohnten Unisex-Trio begnügen.
Aus einer öffentlichen Auslage von quadratischen Plättchen sucht sich jeder Spieler in wechselndem Rhythmus jeweils eines aus und baut es in seinen Patchwork-Garten ein. Die Plättchen gibt es in den vier Grundfarben, auf jedem von ihnen sind Teller mit verschieden-vielen farbigen Kreisen in denselben vier Grundfarben aufgedruckt. Die Aufgabe besteht nun darin, die Plättchen so aneinander zulegen, dass möglichst viele der Teller in ihrer Nachbarschaft Plättchen in genau den Farben haben wie sie farbige Kreise aufweisen. Soweit so gut.
In der öffentlichen Auslage – einem Kreis – liegen 12 Plättchen, davon sind für jeden Spieler allerdings nur 3 erreichbar, an die anderen kommt man erst innerhalb der nächsten Züge per Annäherung. Es gibt gute und weniger gute Plättchen: Gut sind solche mit vielen Tellern und jeweils wenigen Kreisen. Die „kosten“ aber auch deutlich mehr als andere Plättchen. Sie kosten „Leben“; je mehr Leben ein Spieler verbraucht, desto weiter muss er vorrücken und desto später kommt er mit seinem nächsten Zug wieder dran. Alles schon mal gehabt.
Die Auswahlmöglichkeit ist bei 3 Plättchen natürlich äußerst begrenzt. Oft genug hat keines der verfügbaren Plättchen keinem Spieler in den Kram gepasst. Und wenn man auf ein weiter weg liegendes besonders geiles Plättchen spekuliert, dann ist keineswegs gewährleistet, dass es uns nicht ein anderer Spieler wegnimmt, sobald es innerhalb seines Zugriffsbereiches gelangt ist. Hier läuft alles mehr oder weniger von der Hand in den Mund ab.
Günther hatte beim Erwerb dieses Spieles sich so etwas wie „Patchwork“ erhofft, doch er – und wir auch – wurde enttäuscht.
WPG-Wertung: Günther: 6 (der Zeitmechanismus ist bewährt, es ist schnell, mit Glück und Zufall), Moritz: 3 (keine originellen Mechanismen, dröge, keinerlei Interaktion), Walter: 4 (reizlos, solitär).
5. “Tiefseeabenteuer”
Ein super Spiel. Zum Warming-up, als Absacker und auch dazwischen. Das wenige Spielmaterial passt in eine doppelte Zigarettenschachtel, die Spielzeit beträgt vielleicht nur zehn Minuten, aber welch eine Feuerwerk von Taktik und Strategie, Eigennutz und Interaktion, Freude und Schadenfreude, Vorsicht und Risiko. Einfach ein genialer Wurf.
Keine neue WPG-Wertung für ein 8-Punkte-Spiel.