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27.04.2016: Gute deutsche Spielhausmannskost

Peter freute sich schon im Vorfeld auf „gute deutsche Spielhausmannskost“ und versprach gleichzeitig, einen „special guest“ mitzubringen. Die Hausmannskost wurde akzeptiert, doch sollte er sie selber mitbringen und sich selbstverständlich darauf vorbereiten. Der special guest war die freudige Überraschung: Loredana, eine alte (junge) WPG-Mitspielerin, die vor anderthalb Jahren das letzte Mal bei uns aufgetaucht war. Schön, dass Du heute dabei warst!

1. “Wikinger”

Vor neun Jahren, nach dem ersten Spielen am Westpark, hatte Peter sich dieses damals brandneue Spiel zugelegt. Aber bis heute hat er es nicht mehr gespielt. Es war noch eingeschweißt, und wir mussten zuerst die Einzelteile aus den Stanzbögen herauspulen. („Auspöppeln“ hat Moritz diese Tätigkeit schon vor Jahren genannt; so ist es in unser aller Sprachgebrauch eingegangen, allerdings wird dieses Verb bis heute von Duden, Wiktionary und LEO hartnäckig ignoriert. Nein, wir meinen nicht „aufpäppeln“!)

Peter als vielbeschäftigter ERC-Wissenschaftler hatte sich natürlich nicht vorbereitet (eine Todsünde!), und keiner konnte sich mehr so genau daran erinnern, wie die „Wikinger“ funktionieren. Zeile für Zeile des Regelheftes mussen wir uns wieder die Geheimnisse des Spielverlaufs erarbeiten. Die Frage: „Spielen wir gleich die Expertenregel“ wird am Westpark normalerweise einstimmig bejaht, diesmal verzichteten wir darauf. Jeder hatte noch im Hinterkopf, dass das Spiel auch allein mit den Grundregeln rund und schön ist. Keiner wollte sich in die Niederungen der Startspieler-Versteigerung begeben, keiner vermisste hundert neue Sonderteile und Sonderregeln beim Landschaftsbau, und die peu-a-peu Verteilung der Berufsgruppen um das Versteigerungsrondell mag „gerechter“ sein und den Spielern weiteres Material zum Denken und Planen in die Hand geben, aber das kostet unnötig Zeit. Die „Wikinger“ haben solche Schnörkel überhaupt nicht nötig. Bei einer spielerischen Auffassung des hier Dargebotenen braucht es das alles nicht.

Auf einem Rondell liegen Inselteile (Insel-Anfang, Insel-Ende und Insel-Mittelstücke), von denen die Spieler reihum jeweils eines erwerben und horizontal oder vertikal in ihre individuelle Landschaft einbauen. Bei der vertikalen Erweiterung sind dem Anlegen keinerlei Grenzen gesetzt, beim horizontalen Anlegen müssen alle Inselteile topologisch zueinander passen: Zu einem Insel-Anfang passt nur ein Mittelstück oder ein Ende, aber kein weiterer Insel-Anfang. Usw. …

Hier die optimalen, teils lebenswichtigen Inselteile auszuwählen, das ist die Crux des Spieles. Natürlich weiß jeder Spieler sofort, welches der ausliegende Teile zu seiner aktuellen Entwicklung am besten passt. Im Prinzip darf er sogar auf jedes beliebige der angebotenen Teile zugreifen. Allerdings sind die Kosten dafür extrem unterschiedlich. Das Inselteil am definierten Anfangspunkt des Auslagen-Rondell kostet gar nichts; je weiter entfernt vom diesem Nullpunkt ein Inselteil auf dem Rondell liegt, desto teurer ist es. Der Preis kann auf bis zu 11 Münzeinheiten steigen. Da sind wir mit unserer Anfangsausstattung von 20 Münzen schnell am Ende.

Zu jedem Inselteil gehört ein Männlein unterschiedlicher Farbe bzw. unterschiedlicher Berufsgruppe (Bootsmann, Kämpfer, Adeliger, Späher, Goldschmied und Fischer). Jeder trägt auf seine Weise zur Wertsteigerung der Landschaft bei. Es gilt, die Bevölkerung zu ernähren, die Wikinger abzuwehren, und Nachschubmünzen sowie Siegpunkte zu erwerben.

Mehr Worte will ich über die Regeln jetzt gar nicht verlieren. Das Spiel ist laut Luding zwar noch lieferbar, aber wer kauft sich schon ein Spiel von vorgestern? Obwohl es sich lohnen würde! Das Spiel stellt alle Spieler vor eine gerade richtige, überschaubare Herausforderung an kurz-, mittel- und langfristiger Zugplanung. Die Mechanismen sind sehr gut ausbalanziert, und auch die Spieldauer von 50 Minuten passt genau. Bei Spielende darf jeder bedauern, dass er nicht noch ein-zwei Runden länger an seiner Entwicklung basteln kann. Aber das ist auch gut so, sonst könnten wir noch länger über jeden einzelnen Zug nachdenken und uns daran festbeißen. So aber ähnelt der Spielgenuss von „Wikinger“ dem eines guten französischen Mahls: lauter bestens abgestimmte Leckerbissen und am Ende ist keiner pappsatt, sondern freut sich schon auf den nächsten Besuch im gleichen oder nächsten Restaurant. Die Dosis macht’s, das sagte schon Paracelsus.

Altmeister Michael Kiesling hat mit dem Spieldesign ganze Arbeit geleistet, und sicherlich hat auch der Nobelverlag Hans-im-Glück das seine dazu beigetragen, mit “Wikinger” ein Schmuckstück jeder Spielesammlung herauszubringen.

Günther gewann, was immer ein sicheres Indiz für die intellektuelle Stimmigkeit eines Spiels ist. Peter wurde Letzter, er hatte einfach übersehen, dass seine Leute am Ende auch noch ernährt werden müssen.

WPG-Wertung: Alle „alten Hasen“ blieben bei ihren guten 8 Punkten. Das zehn Jahre alte Spiel hat nichts von seinem Glanz eingebüßt. Einfach höchste HiG-Qualität. Selbst Neuling Loredana reihte sich mit ihren 8 Punkten in das alte Lob ein. („Kleine Einschränkung: Für einen Anfänger gilt es auf sehr viele Dinge zu achten; mit wachsender Spielerfahrung sollte das hoffentlich beherrschbar sein.“)

2. “Kabale und Hiebe”

Etwas vereinfacht ausgedrückt, ist es eine chaotische Weiterentwicklung von „Hol’s der Geier“. Jeder hat den gleichen Satz von Bietkarten mit den Werten von 0 bis 20. Jeder bietet damit um ausliegende Siegpunktkarten, indem er jeweils eine Bietkarte aus der Hand auswählt und verdeckt ausspielt.

Die Unterschiede zu „Hol’s der Geier?“ Es liegt nicht nur eine, sondern jeweils vier Siegpunktkarten gleichzeitig zur Versteigerung aus. Jeder kann / muss mehrmals eine Bietkarte spielen, bevor es zur Auswertung kommt und die Siegpunktkarten verteilt werden. Und von den 20 Bietkarten eines Sets steht einem Spieler nur eine kleine Zufallsauswahl von jeweils drei Stück zum Ausspielen zur Verfügung.

Doch die Bietkarten haben nicht nur einen festen Zahlenwert, sie haben zusätzlich noch Eigenschaften, die auf die bereits ausliegenden eigenen oder fremden Bietkarten erheblichen Einfluss ausüben. Beide „König“ und „Knappe“ gemeinsam in einem Stapel gewinnen immer, egal, was die anderen Spieler hier geboten haben. Ein „Romeo“ ist dreimal so viel wert, wenn er bei der „Julia“ liegt. Der „Zauberer“ eliminiert alle Bietkarten mit Werten über 10, die „Hexe“ eliminiert alle Bietkaten mit Werten unter 9, ein „Meuchelmörder“ eliminiert die nächste Bietkarte, die zu seinem Stapel gelegt wird, und der „Bettler“ bewirkt, dass nicht der Spieler mit dem höchsten Gebot gewinnt, sondern der mit dem geringsten Gebot. Jeder kann-soll-muss jedem unaufhörlich in die Suppe spucken. Nichts ist mehr berechenbar. Kartenpflege gibt es auch nicht. Selbst ein gutes Gedächtnis über alle bereits gespielten bzw. über die noch im Spiel befindlichen Bietkarten schützt nicht davor, gekillt, eliminiert oder auf den Kopf gestellt zu werden.

Peter merkte kritisch bis abfällig an: „Für ein Hans-im-Glück-Spiel ist das ein ziemliches Glücks-Spiel. Günther: „Wenn Deine Planung schief geht, brauchst Du ja nicht zu planen!“ Walter: „Da kann ich meine Kartenhand ja gleich zufällig abspielen!“ Günther: „Nein, nein, 50% der Planung wird schon gut gehen …“.

Das kleine „Hol’s der Geier“ bekam vor fünfzehn Jahren von uns einen Notendurchschnitt von 6.4 Punkten; das deutlich komplexere „Kabale und Hiebe“ einen halben Punkt mehr. Damals! Heute haben wir alle unsere Punktwertung von vor zehn Jahren deutlich reduziert, jetzt hat „Hol’s der Geier“ mit 0.2 Punkten die Nase vorn. Und dabei haben Aaron und Moritz noch gar nicht die Gelegenheit gehabt, auch ihrerseits ihre Wertungen zu reduzieren.

WPG-Wertung: Günther: blieb – HiG-minded ! – bei seinen bisherigen 7 Punkten (als Gag-Spiel), Loredana vergab neue 5 (es ist schnell, macht Spaß, aber es nervt), Peter: reduzierte seine bisherigen 7 Punkte auf 6 (komisch, dass so ein Spiel im Programm von HiG ist; nochmals spielen möchte ich es nicht), Walter reduzierte seine bisherigen 5 Punkte auf 4 (das Spiel mag vielleicht eine ausgereifte Gag-Chaos-Konstruktion sein, ihm gefallen aber grundsätzlich keine Spiele, wo ständig einer dem anderen regelgerecht in die Suppe spuckt)

Der Pietät halber sei hier noch vermerkt, dass unser guter Hans – requiescat in pace – seinerzeit 8 (acht!) Punkte für „Kabale und Hiebe“ vergeben hat.

3. “Mystery Rummy – Fall 4 : Al Capone”

Wenn hier nicht der Name „Rummy“ stünde, würde man unter „Al Capone“ ja so eine Art Deduktionsspiel vermuten. (Oder heißt das „Induktionsspiel“?) So aber ist das Ganze trotz der vielen Begriffe aus dem Ganovenmilieu, trotz „Hinweisen“, „Fallakte“ und „Unterwelt“ nur mehr oder weniger ein stinknormales Rommee. Die Begriffe dienen nur dazu, das ganz „normale“ Rommee-Vorgehen zu verschleiern: Karten vom verdeckten Nachzieh-Stapel ziehen, Karten auf den Ablagestapel ablegen, mit der wachsenden, variablen Kartenhand Kartensets bilden und sie in geeigneten Situationen als Auslage für die Siegpunkt-Bestimmung ablegen.

Es wird im Team gespielt, je zwei gegenüberliegende Spieler spielen zusammen, sie haben eine einzige gemeinsame Ablage, in der sie ihre Rommee-Sets ablegen und erweitern. Sie gewinnen oder verlieren gemeinsam.

Neben den Sammelkarten gibt es im „Mystery Rummy“ noch Chaos-Karten. Sie erlauben u.a., den Gegnern ein fein säuberlich abgelegtes Kartenset abzunehmen (mir-nix-dir-nix kostenlos), sich aus der Kartenhand der Gegner vorgegebene Sammelkarten herausgeben zu lassen (dabei darf der Gegner straflos verleugnen, dass er die gewünschte Kartenart überhaupt besitzt! Irrtum und Betrug ist Tür und Tor geöffnet! Mein Gott, pflanzen sich solche Anfänger-Designfehler denn immer noch weiter fort?!), den Ablagestapel nach gewünschten Sammelkarten abzugrasen und sie seiner Auslage einzuverleiben. Und ähnliche Scherze, die eine brave Rommee-Planung ad absurdum führen.

Konnte ein Spieler alle Karten ablegen, endet ein Durchgang und die Kartenauslage aller Teams wird gewertet. Welches Team in beliebig vielen Durchgängen auf eine vorgeschriebene Summe kommt, beendet das Spiel als Sieger.

Nach dem ersten Durchgang wollte Peter schon die Karten für den zweiten Durchgang austeilen, da warf Walter das Handtuch. Für einen Bridgespieler ist bereits das übliche Rommee und Canasta eine Entweihung der heiligen Spielkarten. Aber Rommee mit Sonderkarten, die einem Jäger und Sammler jeglichen Boden unter den Füßen entziehen, das schlägt dem Fass die Krone mitten ins Gesicht. Nein, keine zweite Runde. Loredana, die gar nicht richtig mitbekommen hatte, dass wir noch weitere Mystery-Durchgänge hätten spielen sollen, stimmte kategorisch in den Aufhören-Chor ein: „Schluss damit! Bluffen!“ Dagegen waren selbst unsere Schwergewichtler machtlos.

WPG-Wertung: Das vorzeitige (?) Ende des Spiels hinderte Günther, Loredana und Peter daran, eine Wertungsnote für das Spiel abzugeben. „Wir haben das Spiel noch nicht intus!“ Walter hatte das Spiel schon während Peters Regelerklärung intus bekommen. Sein wachsender Unmut entlud sich in immer ausgeprägterer Motzerei. Er hatte keine Probleme, auch dieses Rummy (Rommee, Rommé) mit reifen 3 Punkten ad acta zu legen.

Hallo Willi, dieses “Mystery” sollst Du uns empfohlen haben!? Ist das wahr? OK, wenn sich HiG schon mit seiner Kabale vom Verlags-Charakter entfernt hat, dann darfst auch Du Dich einmal bei Deinen Empfehlungen vergreifen.

4. “Zoff im Zoo”

Eine gute Stunde Bluffen geht selbst nach 20 Jahren regelmäßiger Unterhaltung mit diesem Spiel noch nicht an die Nieren. Aber Peter wollte vor dem Absacken mit „Bluff“ noch einen Zwischenakt einlegen und wußte auch sofort, wie er seine Loredana dazu rumkriegt: „Zoff im Zoo“! Dieser Verführung konnte sie nicht widerstehen. Nur ein kurzes Abwägen von Kuchen gegen Schokolade auf ihrer Seite, dann ein Aufleuchten in ihren Augen: „Zoff, wenn es hinterher noch zu einem Bluff reicht“.

Peter forderte die Buchführung für sich. Erstens verstehe er davon am meisten, zweitens sei er darin auch noch unfehlbar wie der himmlische Vater. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls musste er eine erhebliche Anzahl von Eintragungen in seinem Gewinn-Tableau überpinseln; Proteste bzw. Korrekturen an seiner Punkte-Rechnerei waren in jeder Runde an der Tagesordnung. OK, vielleicht hätten wir andere es auch nicht besser gekonnt … Peter bleibt der Beste.

Keine neue WPG-Wertung für ein 8,2 Punkte Spiel.

5. “Bluff”

Günther gewann den ersten Durchgang im 3:1 Endspiel gegen Loreda. Walter gewann den zweiten Durchgang im 4:1 Endspiel ebenfalls gegen Loredana; allerdings konnte sie dabei noch auf 2:1 verkürzen. Dann begann sie mit 1 mal Stern. Walter hob auf 2 mal die Drei. Welche Zahlen hatte er mit seinen zwei Würfeln gewürfelt?

Hallo Loredana, jetzt hattest Du doch noch eine a priori Gewinnchance von (überschlägig) 66%. Ich weiß nicht mehr, welche Zahl Du gewürfelt hattest, ein Stern war es auf jeden Fall nicht. Aber auch ohne Stern standen die Chancen noch 3:2 zu Deinem Vorteil. Hast Du Deine Chance genutzt?

Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.

19.03.2014: Hysterie of the World

Seit dem Friedensdiktat von Versailles jammern wir Deutsche dem uns vorenthaltenen Selbstbestimmungsrecht der Völker hinterher. Wie konnten wir nur den honigtriefenden 14-Punkten von Wilsons Friedens-Programm auf den Leim gehen! Insbesondere dem Punkt 5 der bei allen territorialen Ansprüchen der Herrschaften die Interessen der betreffenden Bevölkerungen („the interests of the populations concerned“) gleichberechtigt berücksichtigt haben möchte.

Jetzt ist Vladimir Putin hingegangen und hat in der seit Urdenken (zumindest soweit meine Ahnentafel zurückreicht) russischen Krim abstimmen lassen, ob sie sich von einer feindlich gesinnten Zentral-Regierung oder lieber von den Brüdern und Schwestern in Moskau regieren lassen möchte. Und der gesamte Westen, alle unsere Massen-Medien ziehen darüber her, als ob Putin der Mephisto und Vitali Klitschko das Gretchen wäre.

Ja wenn das ganze nur ein großes Derblecken wäre! Da könnte man vielleicht noch darüber lachen und auf einen Deus ex Angela hoffen. Doch die Schreiberlinge und Kommentatoren meinen ihre Hetze ernst. Systematisch werden wir mental auf den nächsten Krieg eingestimmt. Verdammte Politik!

Freundschaftliche Stimmung beim Rätsel-Romme
Freundschaftliche Stimmung beim Rätsel-Romme
1. “Mystery Rummy”
Nach dem Regelheft wird uns hiermit „ein absolut neues Spiel-Konzept“ geboten, das „die Machenschaften eines klassischen Detektivspiels“ mit den „traditionellen Strategie-Elementen eines Romme“ verbindet.

Wie von dorther gewohnt werden die Karten werden gemischt und jeder Spieler erhält neun Karten auf die Hand. Wie beim stinknormalen Romme ziehen wir – sofern wir nichts Besseres zu tun haben – jeweils eine Karte vom verdeckten Nachziehstapel auf die Hand und legen eine Karte aus der Hand auf den offenen Ablagelagestapel ab.

Wie beim stinknormalen Romme können wir zusätzlich drei oder mehr passende Karten vor uns ablegen. Der Einfachheit gelten beim „Mystery Rummy“ alle Zahlenkarten einer Kartenfarbe als passend, z.B. bilden also auch die Karten Zwei, Sieben und Zehn ein ablegbares Trio.

Wer Zahlenkarten einer Kartenfarbe auf den Hand hat, von der ein Mitspieler bereits ein Trio vor sich liegen hat, darf diese Karten in beliebiger Stückelung ebenfalls ablegen. Im Gegensatz zum Original-Romme aber nicht an das Trio des Mitspielers, sondern als Einzelkarten vor sich selbst.

Asse, Könige und Damen etc. heißen „Verdacht“, „Opfer“, „Tatort“, „Indiz“ und „Alibi“. Sie erschweren mit diesen Kriminal-Namen aber nur einem biederen Bridgespieler das Verständnis über die trivialen Abläufe und Funktionalitäten. Bilden wir die Karten und ihre Effekte doch besser auf die ganz normalen Romme-Karten ab!

Alle Damen , Buben und Könige können einzeln abgelegt werden. Wer einen Buben ablegt, kann sich die zugehörige Dame, falls sie schon irgendwo auf dem Tisch liegt, angeln und daneben legen. Oder umgekehrt, die Dame angelt den Buben.

Wer ein As ablegt, darf sich aus dem Ablagestapel eine beliebige Karte aussuchen und auf die Hand nehmen.

Sobald ein Spieler alle Karten seiner Hand ablegen konnte, ist wie beim stinknormalen Romme ein Spiel zu Ende. Alle abgelegten Karten geben Siegpunkte, alle noch in der Hand verbliebenen Karten liefern Minuspunkte. Die Kartenfarbe, die am häufigsten auf dem Tisch liegt, zählt doppelt; außer wenn von dieser Kartenfarbe auch der König auf dem Tisch abgelegt wurde.

WPG-Wertung: Es wurde vergessen, die Wertungen abzufragen. Peter hat eine 6 nachgereicht, Moritz grübelt noch, von Walter gibt es eine 5 (für eine funktionierende Romme-Variante).

2. “A Brief History of the World”
Fünf Jahre alt ist dieses schnelle Spiel um den ganz normalen Wahnsinn der Geschichte unserer Menschheit. Über drei Jahrtausende hinweg entstehen Völker in allen Enden und Ecken der Erde, breiten sich aus, schlagen ihre Nachbarn tot, bauen Festungen (um von der nächsten Generation nicht allzu leicht selbst erschlagen zu werden) und errichten Monumente (um über deren Glanz und Gloria wir ein paar Siegpunkte mehr abstauben zu können).

Strategische Herausforderung ist sechsmal die richtige Auswahl 1 aus n (n = Spielerzahl) zu treffen, d.h. aus dem jeweiligen Angebot das schlagkräftigste Volk zu wählen, mit der man möglichst viele Nachbarn totschlagen und möglichst viele Regionen unter die eigene Fuchtel bringen kann. Strategisch ist ebenfalls, die richtigen Nachbarn totzuschlagen. Denn dazu muss man würfeln. Und wenn man in die falsche Richtung würfelt, klappt das mit dem Totschlagen nicht so ratz-fatz, wie man sich das vorgestellt hat.

Intellektuell ist das Wissen um die friedlicheren Teile der Welt. Wer z.B. rechtzeitig in Südamerika ein singuläres Inkareich gründen konnte, das die Spanier auch noch blind links liegen lassen, kann damit eine ganze Weile ganz unbehelligt sein Siegpunktsüppchen kochen. Mit etwas Glück bis in die neueste Neuzeit hinein. Wer weiß, dass Australien nicht im Schwerpunkt der asiatischen Völkerwanderungen liegt, kann auch dort ein paar Langzeit-Homos ansiedeln, die sich zwar nicht vermehren, aber doch regelmäßig Siegpunkte zeugen können.

„Das Spiel ist super! Man wird seine Alltags- und Zukunftssorgen los!“ Diesen Aspekt nehmen wir Westparker leider viel zu selten bis gar nicht in Augenschein. Zweifellos verdient diese unsere Ignoranz ein „Schuldig“ in Namen der großen, weltweiten Spielergemeinde.

WPG-Wertung: Peter gesellte sich mit 8 Punkten („ich mag das“) ganz nahe an Moritz ungebrochene 10 Top-Punkte. Walter erhöhte seine Note aus dem unteren Bereich nochmals um einen Punkt auf jetzt 5 (erstens für die 3er Runde und zweitens eine Honorierung der Fleißarbeit der Autoren über die sachlich richtige Lokalität und Reihenfolge vom Entstehen und Vergehen menschlicher Zivilisationen sowie deren Umsetzung in ein erduldbares Totschlage-Spiel).

3. “Bluff”
Walter war als erster ausgeschieden und konnte das 1:1-Endspiel Moritz gegen Peter beobachten. Peter begann mit 1 mal die Eins, und Moritz hob vorsichtig auf 1 mal die Zwei. Jetzt sprang Peter absolut überraschend auf 2 mal die Vier! Was war das? Hatte er einen Stern unter seinem Becher und versuchte die Flucht nach vorne?

Und Moritz zweifelte nicht an, sondern hob auf 2 mal die Fünf! Hatte er etwa auch einen Stern gewürfelt? Wäre dann nicht 2 mal „Stern“ eine bessere Steigerung gewesen?

Walter kam das alles höchst mysteriös vor. Unerklärlich! Dabei gibt es dafür eine ganz einfache Lösung! Es wird mal wieder eine Flasche Wein für die erste richtige Lösung dieser rätselhaften Setz-Sequenz ausgesetzt! Achtung: Die Lösung liegt weniger auf der logischen, als vielmehr auf einer obskuren Ebene!

Im zweiten Durchgang standen wieder Moritz und Peter im 1:1-Endspiel. Moritz überlegte sehr lange, ehe er 1 mal die Fünf vorgab. Er hatte tatsächlich eine Fünf unter dem Becher und wurde Sieger. Peter wunderte sich: „Warum hast Du so lange überlegt?“ Mit einer gewürfelten Fünf sollte man doch immer mit 1 mal die Fünf anfangen!

Doch nach Günthers ausführlichen spieltheoretischen Rechnereien ist das falsch. Hallo Günther, kannst Du mit ganz simplen Worten einem Laienspieler klarmachen, warum man bei „Bluff“ mit einer Fünf unter dem Becher im 1:1-Endspiel als bester Stratege NICHT IMMER mit 1 mal die Fünf anfängt?
Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.